38 Demonstranten in Myanmar erschossen – Proteste gehen weiter

38 Demonstranten in Myanmar erschossen – Proteste gehen weiter

Asien ‐ Die Vereinten Nationen haben die anhaltende Gewalt durch Myanmars Militärjunta gegen weitgehend friedliche Demonstranten scharf verurteilt. Trotz einer steigenden Zahl von Todesopfern gingen die Proteste gegen die Putschisten auch am Donnerstag weiter. Der Erzbischof von Rangun, Kardinal Charles Bo, bekundete erneut seine Solidarität mit der Demokratiebewegung.

Erstellt: 06.03.2021
Aktualisiert: 05.03.2021
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Die Vereinten Nationen haben die anhaltende Gewalt durch Myanmars Militärjunta gegen weitgehend friedliche Demonstranten scharf verurteilt. Trotz einer steigenden Zahl von Todesopfern gingen die Proteste gegen die Putschisten auch am Donnerstag weiter. Der Erzbischof von Rangun, Kardinal Charles Bo, bekundete erneut seine Solidarität mit der Demokratiebewegung.

Bei den Protesten im ganzen Land erschossen Sicherheitskräfte am Mittwoch mindestens 38 Menschen, mehr als 100 wurden verletzt, erklärte die UN-Sondergesandte für Myanmar, Christine Schraner Burgener. Damit erhöhe sich die Zahl der seit Beginn der Proteste vor vier Wochen Getöteten auf über 50. Laut der Hilfsorganisation Save the Children waren vier der Toten Kinder.

Die Junta sei entschlossen, jeden Widerstand zu brechen und an der Macht zu bleiben, sagte Schraner Burgener nach Gesprächen mit der Junta am Mittwoch. Auf ihre Warnung, der UN-Sicherheitsrat könnte „starke Maßnahmen“ ergreifen, hätten ihre Gesprächspartner geantwortet: „Wir sind Sanktionen gewöhnt und wir haben in der Vergangenheit Sanktionen überlebt.“ Auch eine internationale Isolierung Myanmars schrecke die Generäle nicht ab.

In Myanmars größter Stadt Rangun hatten Armee-Angehörige am Mittwoch das Feuer auf Demonstrierende eröffnet, wie Human Rights Watch (HRW) am Donnerstag in Bangkok mitteilte. Sie schossen auf Teilnehmer, die versuchten, einen verletzten Mann zu retten. Ebenso berichtete HRW von brutaler Gewalt und der Festnahme von Rettungsdienstmitarbeitern durch die Polizei. Ein Mann wurde in den Rücken geschossen, wie es hieß.

Offenbar wollten Myanmars Sicherheitskräfte der Anti-Putsch-Bewegung nun durch reine Brutalität das Rückgrat brechen, sagte HRW-Krisen- und Konfliktforscher Richard Weir. „Die Anwendung tödlicher Gewalt gegen Demonstranten, die andere retten, zeigt, wie wenig die Sicherheitskräfte befürchten, für ihre Handlungen zur Rechenschaft gezogen zu werden.“

Unterdessen demonstrierten auch am Donnerstag im ganzen Land trotz der Gewalteskalation durch die Polizei wieder zehntausende Menschen gegen den Sturz der gewählten Regierung durch das Militär. „Es ist offensichtlich, dass die Taktik der Angst der terroristischen Junta fehlgeschlagen ist, die eiserne Entschlossenheit der jungen Leute zum Widerstand gegen die Militärherrschaft zu brechen“, betonte die „Bewegung für zivilen Ungehorsam“ (CDM) auf Twitter.

„Myanmar wird niemals wieder dasselbe sein“, twitterte Kardinal Charles Bo am Donnerstag nach dem bislang tödlichsten Tag der Proteste gegen das Militärregime. Als Zeichen der Trauer um die Toten und als Protest gegen die Brutalität der Junta schwärzte der Erzbischof von Rangun wie Tausende andere Bürger des Landes seine Profilbilder auf Twitter und Facebook. Als „Glauben in Aktion“ pries Bo auf Twitter einen jungen Christen, der auf seinen Schutzschild ein Kreuz gemalt und das Zitat „Der HERR ist meine Zuflucht, meine Festung, in die ich mein Vertrauen setze“ geschrieben hatte.

© Text: KNA