Kirchen und Organisationen stehen Indien in Corona-Welle bei
Pandemie ‐ Der jüngste Anstieg der Corona-Fälle treffe auf ein Gesundheitssystem, das überhaupt nicht dafür gewappnet ist, so Wolfgang Huber, Präsident des Hilfswerks Missio München.
Aktualisiert: 24.07.2023
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Angesichts der erneuten Corona-Welle in Indien fordern Kirchen und Hilfsorganisationen zu mehr Hilfe auf und zugleich ein entschiedeneres Handeln der indischen Regierung. Der Präsident des katholischen Hilfswerks Missio München, Wolfgang Huber, sagte: „Der jüngste Anstieg der Corona-Fälle trifft auf ein Gesundheitssystem, das überhaupt nicht dafür gewappnet ist.“ Human Rights Watch (HRW) appellierte, Defizite im indischen Gesundheitssystem schnellstmöglich zu beheben. Der Staat müsse gerechten Zugang zu Corona-Behandlungen garantieren, erklärte die Menschenrechtsorganisation (Mittwoch). Zudem müsse Indien Meinungsfreiheit und damit auch Kritik an seiner Corona-Politik zulassen.
„Die Regierung sollte sich darauf konzentrieren zu verhindern, dass Menschen aus Mangel an medizinischer Versorgung sterben“, so HRW-Südasien-Direktorin Meenakshi Ganguly. „Stattdessen sehen wir eine verärgerte Reaktion auf legitime Kritik an der Bewältigung der Krise, unter anderem durch den Versuch, Soziale Medien zu zensieren.“
Die Hilfsorganisation Caritas international weitete ihre Hilfen für Indien aus. Im Mittelpunkt stünden die Pflege und Notversorgung von Covid-19-Patienten, teilte die Organisation in Freiburg mit. Mit 500.000 Euro Soforthilfe sollten 150 Quarantäne-Zentren von Caritas Indien in der Nähe von Krankenhäusern unterstützt werden.
Die Partner vor Ort verteilten auch Lebensmittel und Hygieneartikel oder betrieben Suppenküchen, sagte der Leiter von Caritas international, Oliver Müller. Besonders den neun Millionen Wanderarbeitern im Land fehle es durch die Folgen der Corona-Krise „erneut an fast allem“. Es gebe angesichts von mehr als 300.000 Neuinfektionen täglich dramatische Hilferufe.
Die katholische Erzdiözese Bangalore wandelte unterdessen Schulen vorübergehend in Betreuungsambulanzen für Corona-Kranke um. Man wolle damit einen Beitrag zur Bewältigung der Gesundheitskrise im Land leisten, sagte Erzbischof Peter Machado dem Pressedienst „Fides“ (Mittwoch). In den Schulgebäuden sollen demnach Covid-Patienten betreut werden, die sich nach der ersten therapeutischen Behandlung bereits auf dem Weg der Genesung befinden. Die Post-Covid-Pflegezentren sollen die überfüllten Krankenhäuser entlasten, so Machado. Ärzte und Krankenschwestern leisteten einen „unermüdlichen und selbstlosen Dienst unter schwierigsten Umständen“.
Indien meldete am Mittwoch mit mehr als 360.000 Neuinfektionen binnen eines Tages erneut einen Höchstwert. Die neuerliche Corona-Welle hat das Gesundheitssystem indischen Medien zufolge lahmgelegt. Im ganzen Land mangelt es an Betten, Sauerstoff und Medikamenten.
Die Diakonie Katastrophenhilfe rief zu schnellerer Hilfe auf. „Die Weltgemeinschaft muss gemeinsam alle Kraft aufbringen, um Zehntausende Tote in Indien zu verhindern“, sagte Präsidentin Dagmar Pruin in Berlin.
#Caritas Indien bittet in zweiter #Corona-Welle dringend um #Solidarität: "Wir sind verzweifelt. Die Kliniken sind voll. Wir arbeiten rund um die Uhr, aber die Menschen sterben uns unter den Händen weg." (Direktor Paul Moonjely). #Indien meldet 300.000 Corona-Infektionen pro Tag.
— Caritas international (@caritas_ci) April 30, 2021
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