Hilfswerke und Kirchenvertreter prangern Kinderarbeit an
Bild: © Sternsinger

Hilfswerke und Kirchenvertreter prangern Kinderarbeit an

Kinderrechte ‐ Zum Welttag gegen Kinderarbeit am Samstag haben Helfer und Kirchenvertreter die prekäre Lage vieler Mädchen und Jungen weltweit angeprangert. Sie lenkten auch den Blick auf geflüchtete Kinder und die Corona-Pandemie, die vielerorts die Situation verschärfe.

Erstellt: 12.06.2021
Aktualisiert: 26.07.2022
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Zum Welttag gegen Kinderarbeit am Samstag haben Helfer und Kirchenvertreter die prekäre Lage vieler Mädchen und Jungen weltweit angeprangert. Sie lenkten auch den Blick auf geflüchtete Kinder und die Corona-Pandemie, die vielerorts die Situation verschärfe.

Wegen des Virus müssten Kinder und Jugendliche oftmals noch mehr schwere Arbeiten leisten, sagte der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Bambergs Erzbischof Ludwig Schick, am Freitag. Etwa 1,6 Milliarden schulpflichtige Kinder in mehr als 190 Ländern seien von Schulschließungen in der Pandemie betroffen. Viele würden nicht wieder in die Schule zurückkehren. „Ihnen wird die Zukunft geraubt.“

Als Schritt in die richtige Richtung würdigte Schick das beschlossene Lieferkettengesetz. Es müsse dringend ein Umdenken stattfinden. Beim Kauf von Produkten müsse auf eine entsprechende Zertifizierung geachtet werden. „Wenn für ein fair gehandeltes Produkt einige Euro mehr bezahlt werden, dann ist das ein aktiver Beitrag gegen Kinderarbeit und für Menschenrechte.“ Die Kinderrechte auf Spiel und Spaß, Schule und Bildung, auf Gesundheit und unbeeinträchtigte Entwicklung müssten weltweit geachtet werden.

Schick verwies darauf, dass die UN-Vollversammlung 2021 zum Jahr der Beendigung von Kinderarbeit erklärt habe. Wegen der aktuellen Krise drohten Erfolge zunichtegemacht zu werden, und die Situation der Kinder könnte sich verschlechtern.

Laut einer Studie der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und des Kinderhilfswerks Unicef sind erstmals nach 20 Jahren die Zahlen von Kinderarbeit wieder angestiegen. Nach der UN-Konvention über die Rechte des Kindes dürfen Mädchen und Jungen keine Arbeiten verrichten, die ihre Entwicklung behindern oder gefährlich sind.

Auch der Präsident des Kindermissionswerks „Die Sternsinger“, Dirk Bingener, betonte, dass wegen der Pandemie das Ziel, Kinderarbeit abzuschaffen, „in weite Ferne“ gerückt sei. Die neuen, deutlich gestiegenen Zahlen zu Kinderarbeit seien erschreckend. „Der Kampf gegen Kinderarbeit bedeutet daher immer auch Kampf gegen Armut.“

Um ausbeuterische Kinderarbeit abzuschaffen, benötigten Eltern existenzsichernde Löhne, damit sie ihre Töchter und Söhne in die Schule schicken könnten, forderte Bingener. „Gute Chancen, dies zu bewirken, bestehen hierbei im Fairen Handel. Grundsätzlich braucht es jedoch Veränderungen im internationalen Handel.“ Ein Schritt in die richtige Richtung sei das Lieferkettengesetz, auch wenn es Nachbesserungen benötige.

Die Uno-Flüchtlingshilfe verwies darauf, dass viele geflüchtete Kinder arbeiten müssten, um die Existenz der Familie zu sichern. „Ihnen wird jede Chance auf Bildung und damit das Rüstzeug für eine bessere und selbstbestimmte Zukunft genommen“, so Geschäftsführer Peter Ruhenstroth-Bauer. Wenn nicht gehandelt werde, stehe man „vor einer weiteren Generation verlorener Kinder“. Unter den weltweit rund 80 Millionen Geflüchteten machten Kinder etwa 40 Prozent aus.

Von Leticia Witte (KNA)

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