Missio: Regierung muss mehr tun gegen Sklaverei und Missbrauch

Missio: Regierung muss mehr tun gegen Sklaverei und Missbrauch

Menschenhandel ‐ Weltweit sind mehr als 40 Millionen Menschen Opfer sogenannter moderner Sklaverei. Eine besonders schlimme Form ist die sexuelle Ausbeutung Minderjähriger im Internet. Das katholische Hilfswerk Missio Aachen hat nun eine Petition gestartet.

Erstellt: 22.06.2021
Aktualisiert: 27.07.2022
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Das katholische Hilfswerk Missio fordert die Bundesregierung zum entschiedeneren Einsatz gegen Sklaverei und Online-Missbrauch in aller Welt auf. „Erstens braucht es mehr Verpflichtungen für die großen Internet-Plattformen, dass sie gegen Missbrauchsdarstellungen vorgehen und diese melden“, erklärte Missio-Präsident Dirk Bingener im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) zu einer am Dienstag gestarteten Petition.

Zweitens brauche es mehr Zeit für die Ermittlungsbehörden durch längere Datenspeicherung: „Die Daten müssen mindestens drei Monate gespeichert werden, um vernünftig ermitteln zu können. Und drittens mehr Personal, konkret mehr Ermittelnde beim Bundeskriminalamt im Bereich des Online-Kindesmissbrauchs.“

Weltweit seien mehr als 40 Millionen Menschen Opfer sogenannter moderner Sklaverei, ergänzte Bingener. Eine besonders schlimme Form sei die sexuelle Ausbeutung Minderjähriger im Internet, um die es in der Petition „Eine Welt. Keine Sklaverei - Schützt Kinder vor Online-Missbrauch!“ geht. Nach Schätzungen des FBI sind Tag für Tag weltweit rund 750.000 Täter – überwiegend Männer – auf der Suche nach minderjährigen Opfern.

Bingener nannte als ein Beispiel ein 12-jähriges Mädchen aus armen Verhältnissen auf den Philippinen, das einen Job als Babysitter angeboten bekommen hatte: „Doch das Jobangebot ist eine Falle, sie wird vor eine Kamera gesetzt und muss das tun, was die Täter von ihr verlangen. Sie muss das über sich ergehen lassen, weil es ein Mann aus den USA oder aus Deutschland so wünscht.“

Um den Kampf gegen Online-Missbrauch und moderne Sklaverei geht es auch bei einer internationalen Konferenz von Missio am Dienstag und Mittwoch. Unter der Schirmherrschaft von Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) diskutieren Expertinnen und Experten aus Kirche, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft mit Projektpartnerinnen und -partnern von Missio aus den Ländern des Südens.

Sexualisierte Gewalt, auch in Form von Sextourismus und Zwangsprostitution, sei nur eine Form der Ausbeutung, ergänzte Bingener: „Dagegen kämpfen wir ja schon lange mit unserer Aktion Schutzengel. Andere Beispiele sind Menschen, die in den Goldminen im Kongo ausgebeutet werden, auf äthiopischen Blumenfeldern, in Textilfabriken in Bangladesch oder auf Kakaoplantagen in Ghana.“

Dabei gehe es immer um Zwang und Gewalt und um das Ausnutzen von Armut und anderen Notsituationen. Moderne Sklaverei gebe es aber nicht nur in armen Ländern, sondern auch in Deutschland, fügte der Missio-Chef hinzu: „Denken Sie etwa an den katholischen Sozialpfarrer Peter Kossen, der auch an unserer Konferenz teilnimmt. Im letzten Jahr hat er einmal mehr offengelegt, wie katastrophal die Verhältnisse in der Fleischindustrie sind hier in Deutschland.“

Neben der Petition und den Forderungen an Politik und Wirtschaft sei jeder Einzelne aufgerufen, sich im Alltag konkret gegen Ausbeutung einzusetzen, vor allem beim Einkauf: „Fairer Handel ist eine ganz wichtige Sache: Was kaufe ich und was unterstütze ich damit? Da haben wir als Verbraucher eine große Verantwortung – und auch Macht. Informieren Sie sich beim Einkauf, auch über die verschiedenen Labels, die gute Arbeitsbedingungen garantieren.“

Von Gottfried Bohl (KNA)

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