EU schickt Hilfe nach Mosambik – Warnung vor Eskalation

EU schickt Hilfe nach Mosambik – Warnung vor Eskalation

Konflikt ‐ Seit Monaten zunehmende Angriffe von Bewaffneten in der rohstoffreichen Provinz Cabo Delgado im Norden Mosambiks haben nach UN-Angaben mehr als 732.000 Menschen in die Flucht getrieben. Zudem sorgen die Folgen einer Dürre und der Corona-Pandemie in vielen Teilen des ostafrikanischen Landes für Not.

Erstellt: 01.07.2021
Aktualisiert: 01.07.2021
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Die EU sendet Hilfsgüter in die Krisenregion im Norden Mosambiks. Ein Flug mit lebenswichtigem Material solle am Mittwoch vom italienischen Brindisi aus starten, zwei weitere Flüge seien in den kommenden Tagen geplant, teilte die EU-Kommission am Mittwoch in Brüssel mit. Die humanitäre Lage in der Provinz Cabo Delgado verschlechtere sich in alarmierendem Tempo, erklärte der EU-Kommissar für Krisenmanagement, Janez Lenarcic. Entscheidend sei, dass Helfer uneingeschränkten Zugang zu den betreffenden Landesteilen bekämen.

Seit Monaten zunehmende Angriffe von Bewaffneten in der rohstoffreichen Provinz im Norden Mosambiks trieben nach UN-Angaben mehr als 732.000 Menschen in die Flucht. Die Folgen einer Dürre und der Corona-Pandemie sorgen auch in anderen Teilen des ostafrikanischen Landes für Not. Die EU stellte nach eigenen Angaben seit Jahresbeginn humanitäre Hilfe im Wert von über 17 Millionen Euro bereit. Das UN-Büro für die Koordination humanitärer Angelegenheiten (OCHA) gibt den Bedarf mit umgerechnet 213 Millionen Euro an.

Unterdessen warnten die kirchlichen Hilfswerke Misereor und Brot für die Welt vor weiteren ausländischen Militärinterventionen in Mosambik. Dies könne die Lage eskalieren lassen, erklärten die beiden Organisationen am Mittwoch in Aachen und Berlin. Hintergrund ist der Beschluss der südafrikanischen Staatengemeinschaft, Truppen nach Mosambik zu entsenden, sowie ein entsprechendes Hilfsangebot der USA, Frankreichs und Ruandas. Auch die EU erwägt eine militärische Ausbildungsmission für die mosambikanische Armee.

Eine EU-Mission ohne eine fundierte Analyse der Konfliktursachen wäre fahrlässig, betonten Misereor und Brot für die Welt. Die Lage in der Region mit ihren reichen Gas- und Kohlevorkommen sei völlig undurchsichtig. Extreme Armut, systematische Benachteiligung ganzer Bevölkerungsgruppen und konkurrierende Interessen politischer und wirtschaftlicher Akteure böten einen Nährboden für radikale islamistische Gruppen. Die Menschen brauchten Alternativen; eine Ausweitung des Konflikts werde die Lebensbedingungen der Bevölkerung nur noch weiter verschlechtern, so die Hilfswerke.

Stichwort: Mosambik

Mosambik im Südosten Afrikas gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Die einstige portugiesische Kolonie erlangte 1975 ihre Unabhängigkeit, im Jahr darauf brach ein blutiger Bürgerkrieg zwischen der seinerzeit marxistisch-leninistischen Regierungspartei Frelimo und den Rebellen der Renamo aus. Dieser Konflikt forderte fast eine Million Todesopfer. Ein Waffenstillstand wurde erst 1992 mit maßgeblicher Unterstützung der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio erzielt. Trotzdem flackerten gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen beiden Gruppierungen immer wieder auf. Neben politischen Krisen hat Mosambik mit Korruption, wirtschaftlichen Problemen und den Folgen des Klimawandels zu kämpfen. Im Frühjahr 2019 fegten die Zyklone Idai und Kenneth über das Land. Überschwemmungen, Sturzfluten und Erdrutsche legten Wasserversorgung und Infrastruktur in vielen Regionen lahm. Mehrere hundert Menschen starben, Hunderttausende wurden obdachlos. Jüngsten Schätzungen zufolge leben circa 30,8 Millionen Einwohner in Mosambik auf einer Fläche von rund 800.000 Quadratkilometern - das entspricht in etwa der doppelten Größe Deutschlands. Gut 60 Prozent der Bevölkerung sind Christen, darunter 27 Prozent Katholiken. Vor allem evangelikale Freikirchen verzeichnen seit einiger Zeit großen Zulauf. Mindestens 18 Prozent der Mosambikaner sind Muslime.

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