Reaktionen auf die Invasion der Ukraine

Reaktionen auf die Invasion der Ukraine

Konflikt ‐ Politikerinnen und Politiker aller Lager haben die russische Invasion der Ukraine verurteilt. Kirchen weltweit beten für die Menschen in der Ukraine und rufen zu diplomatischen Lösungen auf. Pax Christi lädt für Freitagabend zum Friedensgebet ein.

Erstellt: 24.02.2022
Aktualisiert: 24.02.2022
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+++ Kirchenvertreter bekunden Solidarität vor ukrainischer Botschaft +++

Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine haben Spitzenvertreter der katholischen Kirche in Berlin ihre Solidarität mit dem ukrainischen Volk bekundet. Der Leiter des Katholischen Büros in Berlin, Prälat Karl Jüsten, und der Geschäftsführer der Deutschen Kommission Justitia et Pax, Jörg Lüer, begaben sich am Donnerstag zur Botschaft des Landes in Berlin, legten Blumen nieder, entzündeten Kerzen und beteten für Frieden. Zugleich bekundete Jüsten sein Mitgefühl mit den Opfern. Er sprach von einem „Zeichen der Solidarität, das Christen in dieser schweren Stunde“ geben könnten.

Das Katholische Büro vertritt die Kirche in der Bundespolitik. Die Deutsche Kommission Justitia et Pax (Gerechtigkeit und Frieden) ist ein Gremium mit Vertretern von Hilfswerken und weiteren Organisationen der katholischen Kirche, die sich weltweit engagieren. Träger sind die Deutsche Bischofskonferenz und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK).

In einem Gastbeitrag für die Boulevardzeitung „B.Z.“ wandte sich der Berliner Weihbischof Matthias Heinrich gegen pauschale Feindbilder in dem Konflikt. Er äußerte die Überzeugung, „dass die allermeisten Menschen keinen Krieg wollen, keine Kriegsdrohungen oder Säbelrasseln“.

Heinrich betonte: „Auf welcher Seite von Mauern oder Grenzen sie auch stehen: Sie sorgen sich in gleicher Weise um ihre Kinder, die zum Militärdienst verpflichtet werden, um Kinder, denen ein Krieg die Zukunft verbaut, um die Alten und Kranken in ihrer Familie, aber auch um ganz alltägliche Dinge wie Heizung, Nahrung und die Luft zum Atmen.“ In dem Konflikt dürfe es „nicht zuerst um historische Ansprüche oder aktuelle Vereinbarungen gehen“, schrieb der Weihbischof des Erzbistums Berlin: „Es geht um Menschen, und die allermeisten von ihnen sehnen sich nach Frieden.“

+++ Hilfswerk Renovabis in Sorge um die Menschen in der Ukraine +++

Das katholische Osteuropahilfswerk Renovabis hat die Kriegshandlungen auf dem Staatsgebiet der Ukraine aufs Schärfste verurteilt. „Krieg ist immer ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit“, erklärte Hauptgeschäftsführer Thomas Schwartz am Donnerstag in Freising. Man mache sich allergrößte Sorgen. Viele Projektpartner von Renovabis trügen dort dazu bei, dass Menschen eine Perspektive hätten. „Jetzt werden auf beiden Seiten Soldaten ihr Leben verlieren und genauso müssen zivile Opfer erwartet werden“, so Schwartz.

Der Vorsitzende des Aktionsrats von Renovabis, der Berliner Erzbischof Heiner Koch, sagte: „Wir sind in diesen schweren Stunden im Gebet und im Hoffen vereint. Gott möge die Ukraine schützen und den Menschen in Russland, die für den Frieden stehen, Kraft schenken.“ Koch erinnerte an seine Besuche in der Ukraine und die Begegnungen mit vielen Menschen, „die in diesem Land für die Freiheit gekämpft haben“. Seine tiefe Verbundenheit gelte aber auch den Ukrainerinnen und Ukrainern und ihren christlichen Gemeinden in Deutschland.

Pfarrer Schwartz erneuerte seine Befürchtung, dass nach dem Kriegsausbruch mit sehr vielen Flüchtenden zu rechnen sei. Je nach Verlauf würden Menschen aus der Ukraine in den benachbarten EU-Ländern wie Rumänien, Polen und Tschechien Zuflucht suchen, gegebenenfalls auch in Deutschland. „Wir müssen uns jetzt darauf vorbereiten zu helfen, wo wir können“, riet Schwartz. Gefragt sei eine „Willkommenskultur der Nächstenliebe“ in allen Ländern Europas.

Die Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken mit den Menschen in Mittel- und Osteuropa schließt sich dem Appell von Papst Franziskus an und ruft für kommenden Aschermittwoch (2. März) zu einem „Tag des Fastens und des Gebetes für die Ukraine und die Menschen in diesem Land“ auf. Jedoch reiche Beten allein nicht. Schwartz: „Wir sind aufgerufen, unsere Solidarität mit allen Opfern dieser kriegerischen Maßnahmen zu zeigen. Wir werden deshalb mit unseren Partnern in der Ukraine alles in unserer Macht Stehende tun, um ihnen nach Maßgabe unserer Mittel zu helfen.“

Bayerns Bischöfe rufen zum Friedensgebet auf – „Unter Schock“

Die katholischen Bischöfe Franz Jung (Würzburg) und Rudolf Voderholzer (Regensburg) haben zum Gebet für den Frieden in Europa und in der Ukraine aufgerufen. „Europa steht unter Schock. Was sich die vergangenen Tage abzuzeichnen begann, ist nun zur traurigen Gewissheit geworden: ein Angriffskrieg in Europa und ein eklatanter Bruch des Völkerrechts“, sagte Jung am Donnerstag in Würzburg. Es sei dringend an der Zeit, auf militärische Gewalt zu verzichten und an den Verhandlungstisch zurückzukehren.

Voderholzer erinnerte in Regensburg daran, dass jeder Mensch berufen sei, seine Mitmenschen als Schwestern und Brüder zu erkennen. „Bitte lassen Sie uns deshalb darum beten, dass sich die verfeindeten Parteien die Hände reichen, dass sie mit aller gebotenen Klugheit und den Gaben des Heiligen Geistes um Gerechtigkeit ringen“, heißt es auf der Internetseite des Bistums.

Zugleich erinnerte der Bischof an die Worte von Papst Johannes Paul II. vom Januar 2003: „Nein zum Krieg! Er ist nie ein unabwendbares Schicksal. Er ist immer eine Niederlage für die Menschheit.“ Die Pfarreien erhalten Gebetsvorschläge unter www.bistum-regensburg.de.

In Würzburg findet am Freitag (25. Februar) in Zusammenarbeit mit der Gemeinschaft Sant'Egidio ein ökumenisches Friedensgebet um 19.00 Uhr im Kiliansdom statt. Auch in anderen Städten sind Gebete geplant.

+++ Bischof Wilmer fordert „starke Sanktionen“ gegen Russland +++

Nach dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine spricht sich der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer für politische und wirtschaftliche Konsequenzen aus. „Starke Sanktionen gegen die Russische Föderation müssen ein klares Zeichen unserer Solidarität mit der Ukraine sowie ein Bekenntnis zu unseren Wertvorstellungen sein“, sagte der Vorsitzende der katholischen deutschen Kommission Justitia et Pax am Donnerstag im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Er gehe von einer langen Auseinandersetzung aus. „Vieles wird davon abhängen, dass es Europa und dem Westen gelingt, Einigkeit und Standfestigkeit zu zeigen.“

Bei den Ereignissen in der Ukraine handelt es sich nach Worten des Bischofs um „eine von langer Hand vorbereitete militärische Invasion“. Sie stelle einen „eklatanten Bruch des Völkerrechts“ und einen Angriff auf das europäische Projekt dar und habe zum Ziel, die Unabhängigkeit der Ukraine zu zerstören. „In aller Klarheit: Es ist ein schweres Verbrechen“, so der Vorsitzende der Kommission, in der katholische Einrichtungen und Organisationen zusammengeschlossen sind, die sich mit internationalen Fragen befassen, etwa mit Friedens- und Entwicklungspolitik.

Nach der Lehre der Kirche und auch nach dem Völkerrecht sei es unstrittig, dass die Ukraine ein Recht auf Selbstverteidigung habe, erläuterte Wilmer. Die bisherige Haltung Deutschlands und Frankreichs, keine Waffen zu liefern, damit die Gespräche im Minsker Format noch eine Chance haben könnten, war nach Ansicht des Bischofs nachvollziehbar. Nachdem nun die Gespräche gescheitert seien, stellten sich jedoch die dahinterstehenden Fragen neu. „Ich habe jedenfalls Verständnis für die Forderungen der ukrainischen Regierung“, betonte Wilmer.

Mit Blick auf einen zu erwartenden Flüchtlingsstrom aus der Ukraine rief er zu Solidarität auf. „Gemeinsam mit unseren europäischen Partnern und insbesondere mit Polen sollten wir alles uns Mögliche tun, um die ukrainischen Flüchtlinge schnell und zielgerichtet zu unterstützen.“

+++ Gemeinsame Erklärung von Bischof Dr. Felix Genn (Münster) und Weihbischof Dr. Stefan Zekorn +++

+++ Kirchen verurteilen Russlands Militärintervention in der Ukraine +++

Von Sabine Kleyboldt (KNA)

Schon seit Tagen hatte Papst Franziskus wiederholt zu Frieden und Besonnenheit im Ukraine-Konflikt aufgerufen. Selbst nachdem Kreml-Chef Wladimir Putin nun Ernst gemacht hat, hieß es am Donnerstag aus Vatikan, es sei noch Zeit für guten Willen, Raum für Verhandlungen und Vernunft, die die Welt vor dem Wahnsinn und Schrecken des Krieges bewahrten. „Wir Gläubigen verlieren nicht die Hoffnung auf einen Schimmer von Gewissen seitens derer, die die Geschicke der Welt in ihren Händen halten“, so die Nummer zwei des Vatikan, Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin. Insgesamt schwanken die Appelle internationaler Kirchenvertreter zwischen Bestürzung, Zorn und Flehen.

So brachte es der katholische Erzbischof von Vilnius, Gintaras Grusas, am Donnerstagmittag auf den Punkt: „In Gottes Namen, hört jetzt auf!“, forderte der Vorsitzende des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE). „Wir müssen gemeinsam und entschlossen handeln, um der russischen Aggression ein sofortiges Ende zu setzen und alles tun, um unschuldige Frauen, Männer und Kinder zu schützen“, so der litauische Bischof. Die internationale Gemeinschaft und insbesondere die EU dürften nichts unversucht lassen, um den Konflikt zu beenden, forderte er bei einer Konferenz von Bischöfen und Bürgermeistern aus dem Mittelmeerraum in Florenz.

In diesem Sinne äußerte sich auch der Vorsitzende der EU-Bischofskommission COMECE, Kardinal Jean-Claude Hollerich. Der Luxemburger Erzbischof sprach am Donnerstag vom „alarmierenden Szenario“ eines Krieges, der den Frieden in ganz Europa und darüber hinaus bedrohe. Er rief Russland zu Verzicht auf weitere Feindseligkeiten auf und drängte die internationale Gemeinschaft, weiter auf diplomatischem Weg eine Lösung zu suchen.

An die EU-Staats- und Regierungschefs, die am Abend in Brüssel zusammenkommen wollten, appellierte Hollerich, deeskalierende und vertrauensbildende Maßnahmen zu ergreifen. Weiter rief er zur Aufnahme ukrainischer Flüchtlinge auf, die es „als Brüder und Schwestern willkommen zu heißen und zu schützen“ gelte.

Auch die Vertreter der verschiedenen orthodoxen sowie der griechisch-katholischen Kirche der Ukraine verurteilten das Vorgehen Russlands. Das Oberhaupt der eigenständigen orthodoxen Kirche des Landes, Metropolit Epiphanius, sprach am Donnerstag von einem „zynischen Angriff Russlands und Belarus'„ und rief die internationale Gemeinschaft und die religiösen Führer der Welt zur Unterstützung auf. Die Wahrheit liege auf Seiten der Ukraine. Auch der Kiewer griechisch-katholische Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk erklärte, gemeinsam müsse man „für einen freien, geeinten und unabhängigen ukrainischen Staat“ eintreten.

Selbst die russlandfreundliche ukrainisch-orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats forderte von Kreml-Chef Putin einen sofortigen Stopp des „Bruderkrieges“. „Das ukrainische und das russische Volk sind aus dem Taufbecken des Dnjepr hervorgegangen, und der Krieg zwischen diesen Völkern ist eine Wiederholung der Sünde Kains, der seinen eigenen Bruder aus Neid erschlug“, erklärte das Kirchenoberhaupt Metropolit Onufri am Donnerstag in Kiew.

Mindestens für Irritation sorgte dagegen am Mittwoch eine Äußerung des russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I., der sich bis dato noch gar nicht zum Ukraine-Konflikt hatte vernehmen lassen. Ausführlich gratulierte er dem „lieben Wladimir Wladimirowitsch“ zum „Tag der Verteidiger des Vaterlands“, der alljährlich am 23. Februar begangen wird. Die Ukraine erwähnt Kyrill dabei mit keiner Silbe, doch sein überaus herzlicher Ton, mit dem er die Leistung derer ehrt, „die einen verantwortungsvollen Militärdienst leisten, über die Grenzen ihres Heimatlandes wachen und sich um die Stärkung seiner Verteidigungsfähigkeit und nationalen Sicherheit kümmern“, dürfte bei vielen schlecht angekommen sein.

Welche Aufgabe jetzt der Kirche vor Ort zukommt, berichtete der katholische Bischof von Odessa-Simferopol, Stanislaw Szyrokoradiuk, im Telefonat mit der Presseagentur Kathpress (Donnerstag). Auch wenn derzeit viele Menschen aus Angst vor weiteren russischen Angriffen auch auf zivile Ziele die Städte verließen: „Alle Priester sind geblieben“, so der Franziskaner. Seelsorge sei wichtig angesichts der Bedrohung. „Uns bleibt nur noch das Gebet um Frieden, und wir bitten auch die Menschen auf der ganzen Welt darum.“

Rund 60 Prozent der mehr als 41 Millionen Ukrainer bekennen sich zum orthodoxen Christentum. Sie gehören allerdings zwei verschiedenen Kirchen an: der ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats und der Ende 2018 gegründeten eigenständigen (autokephalen) „Orthodoxen Kirche der Ukraine“. Der griechisch-katholischen Kirche gehört etwa jeder zehnte Ukraine an.

+++ Online-Friedensgebet mit Pax Christi-Präsident Kohlgraf +++

Angesichts des Angriffs Russlands auf die Ukraine lädt die katholische Friedensbewegung Pax Christi zu einem Online-Friedensgebet mit dem Mainzer Bischof und Pax-Christi-Präsidenten Peter Kohlgraf ein. Das Gebet finde am Freitag um 18 Uhr als Zoom-Veranstaltung statt, teilte das Bistum am Donnerstag mit.

„In dieser beunruhigenden und gefährlichen Situation um die Ukraine wollen wir gemeinsam für die Menschen in diesem Krisengebiet beten“, heißt es in dem Aufruf des Pax Christi-Bundesvorstands. „Halten wir inne und geben einander Stärkung für die Friedensarbeit. Damit wir nicht nachlassen in unserem Engagement für Deeskalation und ein Ende der Gewalt. Denn: Deeskalation ist das Gebot der Stunde.“

Gemeinsam wolle man für die Menschen in der Ukraine beten, die seit 2014 unter einer kriegerischen Lage litten und jetzt neuen Bedrohungen und Schrecken ausgesetzt seien. Auch zum Gebet für die Menschen in Russland ruft Pax Christi auf: „Denn wir sind mit beiden Bevölkerungen – wie mit allen Menschen – in unserer Sehnsucht nach Frieden verbunden.“

+++ Jüdische Gemeinden in Ukraine bereiten sich auf Ernstfall vor +++

Die jüdischen Gemeinden in der Ukraine bereiten sich angesichts der Lage im Land auf viele erdenkliche Szenarien vor. „Wir entwickeln Handlungsalgorithmen für eine Situation, in der Telefon und Internet nicht funktionieren, das Bankensystem zusammenbricht, es keinen Strom gibt“, sagte der Präsident des Verbandes der jüdischen Gemeinden und Organisationen der Ukraine (Vaad), Josef Zissels, der „Jüdischen Allgemeinen“ (Donnerstag). „Wir legen Trinkwasser- und Nahrungsmittelreserven an, werden Stromgeneratoren und Treibstoff kaufen. Und wir versuchen, alle uns zur Verfügung stehenden Fahrzeuge zu mobilisieren.“

Der Verband mit mehr als 250 Gemeinden wolle „unter allen Umständen“ seine Arbeit fortsetzen, kündigte Zissels an. Es sei möglich, dass der Verband stark unter Druck geraten werde. „Dennoch brauchen Menschen und lokale Gemeinschaften gerade unter solchen Umständen zuerst Hilfe. Dies ist nicht das erste Mal, dass wir mit einem Krieg konfrontiert sind, der von unserem aggressiven Nachbarn entfesselt wurde.“

+++ Kiewer Großerzbischof ruft zu Verteidigung der Ukraine auf +++

Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine hat der Kiewer Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk zur Verteidigung des Landes aufgerufen. „Unsere Ukraine (...) ruft uns heute auf, für sie einzutreten – ihre Würde vor Gott und der Menschheit, ihr Existenzrecht und das Recht zu verteidigen, die eigene Zukunft zu wählen“, heißt es in einem am Donnerstag auf der Website der griechisch-katholischen Kirche der Ukraine veröffentlichten Schreiben. Gemeinsam müsse man „für einen freien, geeinten und unabhängigen ukrainischen Staat“ eintreten.

„Unser geliebtes Land ist wieder in Gefahr“, schreibt der Großerzbischof von Kiew-Halytsch. Russland, „der verräterische Feind“, habe trotz seiner Zusicherungen „unter Verletzung der grundlegenden Normen des Völkerrechts als ungerechter Aggressor ukrainischen Boden betreten und Tod und Zerstörung mit sich gebracht“. Es sei das Recht und die Pflicht der Ukraine, „unser Land und unser Volk, unseren Staat und all das zu verteidigen, was uns am Herzen liegt: Familie, Sprache und Kultur, Geschichte und die spirituelle Welt!“

Die Ukraine sei eine friedliche Nation, die niemanden verletze oder bedrohe. Die Geschichte des 20. Jahrhunderts zeige, dass alle, die Weltkriege begonnen haben, sie verloren und ihren eigenen Völkern Zerstörung gebracht haben. Gott und die Kirche stünden auf der Seite der Opfer ungerechter Aggression. „Der Sieg der Ukraine wird der Sieg der Macht Gottes über die Gemeinheit und Arroganz der Menschen sein“, so Schewtschuk.

Die griechisch-katholische Kirche der Ukraine ist die größte katholische Ostkirche. Zu ihr bekennen sich nach Angaben des Vatikan weltweit rund 4,5 Millionen Christen. In der mehrheitlich orthodoxen Ukraine ist etwa jeder zehnte Einwohner griechisch-katholisch.

+++ Caritas: Jetzt Zeit für Solidarität mit Ukrainern +++

Caritas international ruft zu Solidarität mit den Menschen in der Ukraine auf. „Wir müssen alles tun, um eine drohende humanitäre Katastrophe in der Ukraine zu verhindern“, sagte der Leiter der Hilfsorganisation, Oliver Müller, am Donnerstag in Freiburg. Es sei mit vielen Kriegsflüchtlingen zu rechnen. Zur Finanzierung weiterer Hilfen stellte das katholische Hilfswerk 150.000 Euro bereit.

Ukraine-Referent Gernot Krauß sagte, alle 37 regionalen Caritas-Strukturen in der Ukraine hätten sich auf die Versorgung und Aufnahme von Flüchtlingen vorbereitet. „In sehr großer Sorge sind wir um die Menschen in den Regionen Donezk und Luhansk. In den bisherigen Pufferzonen zwischen Ukraine und Separatistengebieten sind vor allem Alte und Kranke zurückgeblieben. Ihnen jetzt weiter zu helfen, wird extrem schwierig.“ Zu befürchten sei, dass jetzt Hunderttausende von Strom und Wasser abgeschnitten seien.

Auf den Kriegsfall könnten sich die humanitären Helfer trotz aller Planungen nie wirklich vorbereiten, sagte Krauß. Die Lage sei unübersichtlich. Die Kommunikation mit den Partnern in der Ukraine sei – vermutlich auch wegen russischer Cyberangriffe – sehr schwierig.

Caritas international rief die Deutschen zu Solidarität auf. „Wir hören aus der Ukraine Stimmen, wonach sich die Menschen von Deutschland im Stich gelassen fühlen. Jetzt ist die Zeit, das durch Spenden zu ändern“, sagte Krauß. Bislang habe es nur geringe Spendenaufkommen für die Opfer des Ukraine-Russland-Konflikts gegeben.

+++ Bundesregierung: Angriff Russlands auf Ukraine Völkerrechtsbruch +++

Die Bundesregierung hat den Angriff Russlands auf die Ukraine verurteilt. Es sei „ein eklatanter Bruch des Völkerrechts“ und „durch nichts zu rechtfertigen“, erklärte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Donnerstag in Berlin. Russland müsse seine Militäraktion sofort einstellen. „Dies ist ein furchtbarer Tag für die Ukraine und ein dunkler Tag für Europa“, so Scholz.

Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) erklärte: „Mit dem Angriff auf die Ukraine bricht Russland mit den elementarsten Regeln der internationalen Ordnung. Die Weltgemeinschaft wird Russland diesen Tag der Schande nicht vergessen.“ Die Außenministerin habe für Donnerstagmorgen den Krisenstab der Bundesregierung im Auswärtigen Amt einberufen und kündigte Reaktionen an.

Vizekanzler und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) bezeichnete den Angriff als „Zäsur für Europa und die Welt“. Er sagte: „Wir haben einen Landkrieg in Europa, von dem wir dachten, er sei nur noch in Geschichtsbüchern zu finden.“ Die bewusst herbeigeführte russische Aggression werde Leid über viele Menschen bringen. „Für Russland wird dieser Angriff schwere politische und wirtschaftliche Konsequenzen haben.“

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) betonte, hinsichtlich möglicher Auswirkungen dieses russischen Angriffskriegs auf die Sicherheitslage in Deutschland und auf Fluchtbewegungen in Europa „sind wir äußerst aufmerksam, wachsam und vorbereitet“. Die Sicherheitsbehörden hätten sich bereits intensiv auf alle denkbaren Szenarien vorbereitet und Schutzmaßnahmen hochgefahren.

+++ Kiewer Metropolit bittet Weltgemeinschaft um Unterstützung +++

Die eigenständige orthodoxe Kirche der Ukraine hat die russische Militärintervention in dem Land scharf verurteilt. Ihr Oberhaupt Metropolit Epiphanius sprach am Donnerstag von einem „zynischen Angriff Russlands und Belarus' auf die Ukraine“. Er rief die internationale Gemeinschaft und die religiösen Führer der Welt auf, die Ukraine zu unterstützen und Russland und Belarus zu zwingen, die Aggression sofort zu beenden.

Die Ukrainer seien ein friedliches Volk, aber stark im Geist und im Glauben. „Wir glauben, dass die Gewalt und die Waffen, die heute rechtswidrig gegen uns gerichtet werden, sich in Gottes Zorn und Schwert gegen den Angreifer verwandeln werden“, so Epipanius. Man müsse den Feind abwehren und die Ukraine vor der Tyrannei schützen, die der Angreifer bringen wolle.

Der Metropolit betonte: „Die Wahrheit ist auf unserer Seite.“ Deshalb werde der Feind mit Gottes Hilfe und mit der Unterstützung der gesamten zivilisierten Welt besiegt werden.

Russlands Präsident Wladimir Putin hatte die Militäroperation in der Nacht zum Donnerstag befohlen. Zahlreiche ukrainische Orte wurden von Russland, Belarus und der Krim aus angegriffen.

Rund 60 Prozent der mehr als 41 Millionen Ukrainer bekennen sich zum orthodoxen Christentum. Sie gehören allerdings zwei verschiedenen Kirchen an: der ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats und der Ende 2018 gegründeten eigenständigen (autokephalen) „Orthodoxen Kirche der Ukraine“. Laut Umfragen genießt Epiphanius in der Ukraine das höchste Vertrauen von allen Kirchenvertretern.

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