Katholischer Segen für neue Hauptstadt Nusantara
Jakarta ‐ Ein katholischer Priester hat an der interreligiösen Segnung der neuen Hauptstadt des mehrheitlich islamischen Indonesien auf Borneo teilgenommen. Die Zeremonie am „Kilometer Null“ genannten künftigen Stadtzentrum der geplanten Hauptstadt wurde von Indonesiens Präsident Joko Widodo geleitet, wie der asiatische Pressedienst Ucanews berichtete. An der Feier nahmen demnach Vertreter der sechs offiziellen Religionen sowie mehrerer traditioneller Glaubensrichtungen der indigenen Bevölkerung teil.
Aktualisiert: 08.09.2022
Lesedauer:
Ein katholischer Priester hat an der interreligiösen Segnung der neuen Hauptstadt des mehrheitlich islamischen Indonesien auf Borneo teilgenommen. Die Zeremonie am „Kilometer Null“ genannten künftigen Stadtzentrum der geplanten Hauptstadt wurde von Indonesiens Präsident Joko Widodo geleitet, wie der asiatische Pressedienst Ucanews am Mittwoch berichtete. An der Feier nahmen demnach Vertreter der sechs offiziellen Religionen sowie mehrerer traditioneller Glaubensrichtungen der indigenen Bevölkerung teil.
„Ich habe für alle nationalen Führungspersönlichkeiten gebetet und dafür, dass das Projekt reibungslos verläuft“, sagte Augustinus Adeodatus Wiyono, Pfarrer der einzigen katholischen Gemeinde im neuen Hauptstadtdistrikt laut Ucanews. Gemäß Indonesiens Verfassung sind der Islam, der Hinduismus, der Buddhismus, der Konfuzianismus, der Katholizismus und der Protestantismus die offiziellen Religionen.
Der Bau einer neuen Hauptstadt wird in Indonesien kontrovers diskutiert. Während der Gespräche mit Widodo nach der Gebetszeremonie forderten die Vertreter der Religionen und der Bevölkerung den Präsidenten auf, die Bedürfnisse der vom Umzug der Hauptstadt betroffenen Menschen nicht zu übersehen. „Wir hoffen, dass sich die Regierung nicht nur auf Infrastruktur und Einrichtungen konzentriert. Wir möchten, dass auch der Entwicklung der Menschen Aufmerksamkeit geschenkt wird“, so die Vorsitzende des Stammesrats der Dayak laut Ucanews.
Widodo hatte 2019 die Verlegung der Hauptstadt angekündigt, um die langsam im Meer versinkende Metropole Jakarta auf Java zu ersetzen. Die neue Regierungsstadt wird nach dem alt-javanischen Wort „Nusantara“ heißen, das das Konzept der kulturellen und politischen Einheit Indonesiens innerhalb seiner Staatsgrenzen meint. Seit einigen Jahren propagiert Indonesien auch sein religiöses Selbstverständnis als „Islam Nusantara“, also als Islam des indonesischen Archipels in Abgrenzung zum ultrakonservativen Islam arabischer Prägung.
Im Januar machte das Parlament den Weg für den Bau des umgerechnet 28 Milliarden Euro teuren Hauptstadtprojekts frei. In der Metropolregion Jakarta leben etwa 35 Millionen Menschen. 40 Prozent der Hauptstadt liegen unter dem Meeresspiegel. Bis 2050 könnte laut Experten das gesamte Nord-Jakarta infolge des Klimawandels versunken sein.
© KNA