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Weltklimarat legt weiteren Bericht vor

Genf ‐ Die Beweislast ist erdrückend: In immer neuen Berichten zeigt der Weltklimarat, dass der Mensch der zentrale Verursacher der gegenwärtigen Erderwärmung ist. Das Zeitfenster, um die Klimakatastrophe abzuwenden, ist klein.

Erstellt: 03.04.2022
Aktualisiert: 22.06.2022
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Das Fenster für die Einhaltung der weltweiten Klimaziele schließt sich aus Sicht des Weltklimarats zunehmend. Nur eine Halbierung der CO2-Emissionen bis 2030 und eine Verdreifachung bis Versechsfachung der jährlichen Investitionen dafür könnten es möglich machen, die angezielte Einhaltung des 1,5-Grad-Limits ohne zeitweises Überschreiten zu schaffen, heißt es in dem am Montag in Genf veröffentlichten neuen Bericht des Weltklimarates. Die Treibhausgasemissionen seien zwischen 2010 und 2019 höher gewesen als in jedem anderen Jahrzehnt in der Geschichte der Menschheit. Die Welt befinde sich weiter auf einem Weg, auf dem das 1,5-Grad-Limit nicht eingehalten werden könne. Die globalen Emissionen steigen in allen Sektoren, statt zu sinken.

Laut den meisten Szenarien ist das 1,5-Grad-Ziel nur noch mit ergänzender CO2-Entnahme aus der Atmosphäre realistisch. Hunderte Gigatonnen CO2 könnten bis zum Ende des Jahrhunderts der Atmosphäre durch technische oder biologische Maßnahmen wieder entzogen und damit die Klimabilanzen der Länder aufgebessert werden. Dazu brauche es aber noch viel Forschung zu den möglichen Technologien.

Darüber hinaus fordert der Bericht große Änderungen des Lebensstils, etwa bei Wohnen, Mobilität oder Energieverbrauch. Die Welt müsse die Nutzung von Öl und anderen fossilen Brennstoffen stark drosseln, die Elektrifizierung von Fahrzeugen vorantreiben, Wasserkraft und andere alternative Möglichkeiten der Stromgewinnung ausbauen und wesentlich energieeffizienter wirtschaften, erläuterte der Chef des Weltklimarates, Hoesung Lee. Auch müssten Finanzflüsse gezielt hin zu klimafreundlichen Technologien gelenkt werden. Notwendig seien auch deutlich größere Zuschüsse von Industriestaaten für Klimaschutz und -anpassung in verletzlichen Regionen.

Doch der Report sieht auch Anlass zur Hoffnung. Die Welt verfüge über das Wissen und Technologien, um eine Wende zu schaffen. In den meisten Regionen der Welt sei Strom aus Wind und Sonne heute deutlich günstiger zu gewinnen als aus fossilen Quellen oder Atomenergie. Durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine seien die Kosten insbesondere von Gas und Öl weiter gestiegen, Erneuerbare sind dadurch im Vergleich noch günstiger geworden.

Alle sechs bis acht Jahre legt der Weltklimarat (IPCC) einen umfangreichen Report vor, der die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Klimawandel aufbereitet und damit zur Grundlage für die Weltklimakonferenzen wird. An dem nun erschienenen dritten Teil arbeiteten 278 Wissenschaftler aus aller Welt mit – davon 14 aus Deutschland.

UN-Generalsekretär Antonio Guterres erklärte, der Bericht sei auch eine Litanei von gebrochenen Klimaversprechen. Die Welt befinde sich auf einem direkten Weg in den Klimanotstand, wenn nicht sofort starke Maßnahmen ergriffen würden.

Auch IPCC-Chef Hoesung Lee sagte am Montag bei der Vorstellung des Berichts, die Welt stehe am Scheideweg. Um die globale Erwärmung unter 1,5 Grad zu halten, müssten die globalen Treibhausgasemissionen spätestens vor 2025 ihren Höhepunkt erreichen und bis 2030 um 43 Prozent gesenkt werden.

Von Christoph Arens (KNA)

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