Vermittler zwischen den USA und Kuba
Auf weltpolitischer Bühne hat das Papstamt mit Franziskus wieder an Bedeutung gewonnen. Der spektakulärste Erfolg der vatikanischen Diplomatie war die Vermittlung einer Annäherung zwischen Kuba und den USA. Dass der Papst im September in einer Premiere vor dem US-Kongress sprechen wird, gilt als weiterer Beleg.
Franziskus wird von den Medien gefeiert wie selten ein Papst vor ihm. Erst in den letzten Monaten bekam er erstmals Gegenwind zu spüren. Seine Äußerungen über schlagende Väter, Karnickel und vermeintliche „Faustschläge“ riefen auch innerkirchlich teils scharfe Proteste hervor. Es zeigte sich, dass die spontane Art und die volkstümliche Ausdrucksweise von Franziskus auch riskant sein können. Ernsthaft beeinträchtigt haben diese verbalen Ausrutscher seine Popularität bislang freilich nicht.
Kaum mehr vorstellbar erscheint heute, dass kurz nach Franziskus' Amtsantritt ernsthaft darüber spekuliert wurde, er könnte auf den universellen päpstlichen Leitungsanspruch weitgehend verzichten und sich mehr oder weniger mit einer Rolle noch als „Erster unter Gleichen“ begnügen. Zum Abschluss der Bischofssynode hat er den päpstlichen Jurisdiktionsprimat sogar stärker herausgestellt, als sein Vorgänger Benedikt XVI. dies je getan hatte.
Verhältnis zu Benedikt XVI.
Franziskus' Verhältnis zu seinem Vorgänger Benedikt XVI. war in den vergangenen zwei Jahren offenbar gut und herzlich. Als „weisen Großvater“, den man stets um Rat fragen könne, bezeichnete der 78-jährige den knapp zehn Jahre älteren Vorgänger wiederholt. Vereinzelte Befürchtungen, Benedikt XVI. könnte von interessierter Seite als Gegenpapst zu Franziskus in Stellung gebracht werden, haben sich nicht bestätigt. Zwar flammte die „Gegenpapst“-Debatte im vergangenen Herbst kurzzeitig auf, als die überarbeitete Version eines Aufsatzes von Benedikt XVI. über wiederverheiratete Geschiedene erschien, in der er seine frühere, liberalere theologische Position geändert hatte. Doch die Aufregung legte sich schnell wieder.
Im 20. Jahrhundert, so formulierte es der Kirchenhistoriker Andrea Riccardi, sei kein Papst innerkirchlich auf größere Opposition gestoßen als nun Franziskus. Vor allem in der römischen Kurie machen einige Beobachter einen Hort des Widerstands oder zumindest einen Bremsklotz aus. Unstrittig ist nur: Der Papst, der von Bischöfen und Pfarrern fordert, den „Geruch ihrer Herde“ zu verströmen, hat den größten Rückhalt unter den einfachen Gläubigen.
Von Thomas Jansen (KNA)
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