„Unsere Lehrer im Kirchenrecht betonen ständig, wenn wir diese Materie wirklich verstehen wollen, müssen wir neben Latein vor allem Deutsch können, weil die besten und systematischsten Kommentare dazu in Deutsch verfasst sind", sagt ein Studierender aus Osttimor, den auch die politische Theologie deutscher Autoren interessiert. „Sie bringt mich persönlich weiter“. Auch Dogmatik, biblische Theologie und Pastoraltheologie nennen die zukünftigen Priester auf die Frage hin, wo die Lektüre deutschsprachiger Theologie im Original theologische Innovation ermöglicht. Alle Teilnehmer des Kurses bereiten sich auf den Master oder die Promotion vor.
Ein angehender Priester aus dem Südsudan dagegen lernt aus anderen Gründen Deutsch. „Ich persönlich bin überzeugt von der Art und Weise, wie in Deutschland Kirche und Staat zum Wohl der Menschen zusammenarbeiten. Indem ich Deutsch lerne, will ich die theologischen, philosophischen und kulturellen Hintergründe dieser Zusammenarbeit im Original studieren. In meiner Heimat brauchen wir so ein konstruktives Verhältnis zwischen den Religionsgemeinschaften und dem Staat“, erklärt er.
Besonders ungewöhnlich ist die Erklärung eines Priesteramtskandidaten aus Samoa für seine Passion für das Deutsche. Ein Teil des heutigen Landes war als Deutsch-Samoa bis 1914 eine deutsche Kolonie. Seine Tante sei mit einem Samoa verheiratet, der deutsche Vorfahren hat, erzählt er: „Von ihm und seinem Bruder habe ich immer wieder einige Brocken Deutsch gehört“. Auch habe sein Ur-Ur-Ur-Großvater 1879 mit Deutschen politische Verhandlungen geführt. Diese Familiengeschichte möchte er nun näher erforschen und lernt dafür Deutsch.
Allerdings nennt er auch einen theologischen Grund: „Ich interessiere mich sehr für den Synodalen Prozess der katholischen Kirche in Deutschland, der neue Wege für die lokalen Kirchen und die universale Kirche diskutiert. Die Debatten möchte ich im Original verstehen können“, sagt er.