„Dies würde es in der Tat erlauben, den Wert und die Würde eines jeden Menschen zu achten“, so das Kirchenoberhaupt. Die Verantwortlichen aller Länder sollten „gemeinsam und solidarisch für das Gemeinwohl handeln und alle aufrichten, die unter Armut, Krankheit, Sklaverei, Diskriminierung und Konflikten leiden“.
Erneut wendet sich Franziskus gegen eine „heute oft vorherrschende Kultur von Gleichgültigkeit, Wegwerfen und Konfrontation“. Diese müsse man „ausmerzen“. Wenn es der internationalen Gemeinschaft gelinge, sich an einem Kompass sozialer Prinzipien zu orientieren, könne dieses Ziel erreicht werden. Der Argentinier verwies auf eine „Grammatik der Achtsamkeit“, die aus folgenden Grundsätzen abzuleiten sei: Förderung der Würde eines jeden Menschen, Solidarität mit den Armen und Schutzlosen, Sorge um das Gemeinwohl und Bewahrung der Schöpfung.
Die Corona-Pandemie habe in den vergangenen Monaten etliche Krisen verschärft, die miteinander in engem Zusammenhang stünden: die Klima-, Ernährungs-, Wirtschafts- und Migrationskrisen. All das habe „schweres Leid und Not“ verursacht. Obendrein gewännen „verschiedene Formen von Nationalismus, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit wie auch Tod und Zerstörung bringende Kriege und Konflikte neuen Schwung“.
Der Papst mahnt: „Wir müssen innehalten und uns fragen: Was hat dazu geführt, dass Konflikte in unserer Welt zur Normalität geworden sind?“ Die Menschheit benötige – dringend wie nie zuvor – einen Mentalitätswandel, „um in Solidarität und Geschwisterlichkeit wirklich Frieden zu suchen“.
Franziskus greift in diesem Zusammenhang eine Idee auf, die er bereits in seiner im Oktober veröffentlichten Enzyklika „Fratelli tutti“ formulierte: Statt Geld für Waffen und Militär auszugeben, solle mit den eingesparten Mitteln ein „Weltfonds“ zur Bekämpfung von Hunger und Elend eingerichtet werden. Das wäre eine „mutige Entscheidung“, so der 84-Jährige.
Eine „Kultur der Achtsamkeit“ könne sich letztlich nur mithilfe eines entsprechenden „Erziehungsprozesses“ durchsetzen, gibt der Papst zu bedenken. Dabei spielten die Religionen „eine unersetzliche Rolle“. Als Beispiel nennt er einen weltweiten Bildungspakt („Global Compact on Education“), für den er seit Monaten wirbt.