Der Fluss liefert den Menschen das Wasser zum Waschen und zum Bewässern ihrer Felder, und er versorgt die Menschen mit Fisch. Nach dem Hochwasser düngt das zurückbleibende Sediment große Flächen, die dann landwirtschaftlich genutzt werden. „Es ist Schwerstarbeit“, erzählt Schwester Neusa, „denn die Menschen haben nur Hacken und Sicheln.“
Trotz all der Schwierigkeiten sehen die Fischer und Bauern diesen Flecken Erde mit liebenden Augen. Er ist ihre Heimat. Und sie sind stolz darauf, in einem Quilombo zu leben. „Eigentlich, so sieht es Brasiliens Verfassung vor, sind Quilombos per Gesetz geschützt. Niemand darf den Bewohnern ihr Territorium streitig machen“, erklärt Schwester Neusa. Aber bis ein Quilombo erst einmal vom Staat anerkannt und unter Schutz gestellt sei, vergingen Jahre, teils Jahrzehnte.
In dieser Zeit versuchen Großgrundbesitzer häufig, den Anerkennungsprozess zu torpedieren und die Bewohner zu vertreiben. So läuft es auch in Caraíbas und im benachbarten Quilombo Croatá, einige Kilometer flussabwärts. „Die Bürgermeister der nächsten Ortschaften weigern sich einfach, Strom in die Quilombos zu legen oder die zerlöcherten Zufahrtswege auszubessern“, sagt Schwester Neusa. Die Fischerpastoral übe deswegen Druck auf die Gemeinden aus, endlich zu handeln.
Zusammen mit drei weiteren Ordensschwestern begleitet sie die Quilombos Caraíbas und Croatá seit 2012 in ihrem schwierigen Kampf um Anerkennung. „Ich verbringe die meiste Zeit meines Lebens hier“, sagt Neusa. „Ich gehe in dieser Arbeit auf, ich glaube, dass Gott mir das Geschenk gemacht hat, gemeinsam mit diesen einfachen und würdevollen Menschen zu kämpfen.“ Dafür nimmt Schwester Neusa auch die Drohungen der Viehzüchter in Kauf, denen Menschenrechtsverteidiger seit der Wahl des rechtsextremen Präsidenten Jair Bolsonaro vermehrt ausgesetzt sind.