Lieferungen an Drittstaaten sind deshalb besonders umstritten, weil dadurch immer wieder Waffen aus Deutschland in Krisen- und Konfliktregionen oder Staaten mit einer problematischen Menschenrechtslage gelangen. Laut GKKE-Bericht stieg die Summe der erteilten Einzelgenehmigungen für Exporte in diese Ländergruppe von 2,55 Milliarden Euro 2018 um nahezu eine Milliarde auf 3,53 Milliarden Euro. Auf der Liste der besonders problematischen Empfängerstaaten stehen unter anderem Algerien, Ägypten und die Vereinigten Arabischen Emirate.
Zwischen 2014 und 2019 genehmigte die Bundesregierung laut GKKE Rüstungsexporte im Wert von über 37 Milliarden Euro. Davon entfielen 20,6 Milliarden Euro auf Drittstaaten. Ausfuhrgenehmigungen bezeichnen nicht die tatsächlichen Exporte von Rüstungsgütern, sondern beziehen sich auf Waffengeschäfte in der Zukunft. Sie gelten gleichwohl als Gradmesser für den grundsätzlichen Kurs in der Rüstungspolitik. Bei den tatsächlich ausgeführten Kriegswaffen – dazu gehören zum Beispiel Panzer, Kampfflugzeuge oder Kriegsschiffe – lag der Drittlandsanteil in den Jahren von 2014 bis 2019 teilweise bei über 90 Prozent.
„Die jetzige Politik ist durch einen beunruhigenden Mangel an Kohärenz und Verlässlichkeit geprägt“, kommentierte der katholische GKKE-Vorsitzende Karl Jüsten die Zahlen. „Obwohl die Bundesregierung immer das Gegenteil beteuert, werden Staaten, in denen staatliche Organe systematisch Menschenrechtsverletzungen begehen, mit deutschen Rüstungsgütern beliefert“, sagte Simone Wisotzki vom Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung, die den Vorsitz der GKKE-Fachgruppe Rüstungsexporte innehat.