Mit Bootsflüchtlingen fing es an. Zu Hunderttausenden kamen sie aus Südvietnam, damals, nach dem Ende des Vietnamkriegs 1975. In überfüllten Booten überquerten sie das Südchinesische Meer. Viele von ihnen kamen nicht an. Pedro Arrupe, spanischer Ordensgeistlicher und damals der Generalobere der Jesuiten, sah ihr Leid. Er rief seine Mitbrüder auf, „wenigstens eine gewisse Erleichterung für solch eine tragische Situation zu bringen“. Vor 40 Jahren, am 14. November 1980, entstand daraus der Jesuitenflüchtlingsdienst (Jesuit Refugee Service, JRS).
„Bei den Flüchtlingen sein“ lautet seither das Motto im Kampf gegen Abschiebungen, für eine bessere Willkommenspolitik und das Kirchenasyl. Im März 2000, fast 20 Jahre nach seiner Gründung, wurde der Flüchtlingsdienst offiziell im Vatikan als Stiftung registriert.
811.884 Menschen in 56 Ländern – so lautet die stolze Hilfsbilanz des JRS für 2019; ein Jahr, in dem die Zahl der Vertriebenen um 13 Prozent auf knapp 80 Millionen stieg. Binnenvertriebene machen mit fast 51 Millionen Menschen den größten Teil der Flüchtlinge aus, und niemals war ihre Zahl so groß, mahnte der JRS zuletzt. Krisen wie die Explosion in Beirut und die Covid-19-Pandemie sind Quelle für neue viele Vertriebene in 2020.
#InvisibleCitizens, unsichtbare Bürger, heißt eine der aktuellen JRS-Kampagnen zu ihrem Schutz. Viele Binnenflüchtlinge seien unsichtbar, kritisierte JRS-Anwältin Amaya Valcarcel unlängst. Ihre Rechte und Bedürfnisse würden meist ignoriert, es fehle an Menschen, die sich für sie einsetzen. Neue Leitlinien des Vatikan zum pastoralen Umgang mit Binnenflüchtlingen von Mai seien ein wertvoller Beitrag, um dies zu ändern.
Würde, Solidarität, Beteiligung, Mitgefühl, Gastfreundschaft, Hoffnung und Gerechtigkeit: Dies sind die Werte, die der JRS als Grundlage seiner Arbeit definiert. Basierend auf dem Glauben an Gott werde mit jedem Vertriebenen gearbeitet, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Religion oder Politik. Die Solidarität gelte Menschen aus verschiedenen Kulturen, Nationalitäten und Religionen. Dabei setze man auf Transparenz und Partnerschaft. Vor allem aber wolle man Flüchtlingen ermöglichen, „Menschen mit einer eigenen Stimme“ zu werden.
Umgesetzt werden soll die Vision des JRS in pastoralen und psychosozialen Unterstützungsprogrammen in Gefängnissen und Flüchtlingslagern, durch humanitäre Hilfe und Bildungsprogramme. Wo nötig, erhebe man die Stimme für die Rechte von Flüchtlingen sowie für den „Schutz der Schwächsten unter uns“. Die Begleitung, die den Flüchtlingen angeboten werde, ist laut JRS ein „Zeichen der Hoffnung und ein Weg hin zur Heilung“, die den Betroffenen versichere, dass die Welt sie nicht vergessen habe.