Unter der Führung von General Ratko Mladić verübten Mitglieder der Armee der Republika Srpska, der Polizei und von serbischen Paramilitärs diesen Massenmord – trotz Anwesenheit und ohne Gegenwehr von UN-Blauhelmsoldaten. Die Leichen verscharrten die Täter in Massengräbern. Um die Taten zu verschleiern, wurden die Toten während der auf die Ermordungen folgenden Wochen mehrfach umgebettet. Das „Massaker von Srebrenica“ gilt als das schlimmste Kriegsverbrechen Europas seit dem Zweiten Weltkrieg und wurde vom Den Haager Tribunal der Vereinten Nationen als Völkermord eingestuft. Das Haager Tribunal wies Radovan Karadžić, dem ehemaligen Präsidenten der Republika Srpska nach, während seiner Amtszeit als Präsident Kriegsverbrechen, Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit befohlen zu haben. Im März 2019 wurde er deshalb zu lebenslanger Haft verurteilt.
Während in Bosnien und Herzegowina jedes Jahr des Verbrechens vom Juli 1995 und seiner Opfer gedacht wird, leugnen oder verharmlosen Nationalisten in Serbien, aber auch in der Republika Srpska den Massenmord. Junge Leute in Serbien, Bosnien und Herzegowina und Kroatien kennen meist nur das nationalistische Narrativ über die jeweils „fremden Täter und die eigenen Opfer“, wie es dort in nicht wenigen Medien, aber auch in der Schule verbreitet wird.
Eine andere Sichtweise tut not. Kunstschaffenden mit Wurzeln in der ehemals jugoslawischen Region gibt in diesem Jahr beispielsweise die Heinrich-Böll-Stiftung die Möglichkeit, die Ereignisse von vor 25 Jahren und das Gedenken an die ermordeten Männer im Spiegel ihrer künstlerischen Arbeit zu beschreiben und darüber miteinander öffentlich im Rahmen einer Videokonferenz ins Gespräch zu kommen – eine Möglichkeit, einer bislang vielfach verleugneten Perspektive zur Sprache zu verhelfen und durch persönliches Beschreiben der plumpen Schwarz-Weiß-Malerei etwas entgegenzusetzen.
Im letzten Jahr war ein Friedensmarsch von Tuzla nach Srebrenica organisiert worden. Auf dem Fluchtweg der Opfer hatten 5000 Friedensmarschierer das Andenken der Ermordeten eindrucksvoll schweigend geehrt. Es gibt weitere solcher Aktionen, aber auch nachhaltige Bestrebungen für einen regelmäßigen Dialog. Kirchen und NGO’s, darunter auch die deutsche Sektion von Justitia et Pax mit der Solidaritätsaktion Renovabis, laden dazu ein und ermöglichen dies.