Bolsonaro-Anhänger stören Covid-19-Mahnwache an der Copacabana
Aus Protest gegen Brasiliens Corona-Politik hat die Menschenrechtsorganisation „Rio de Paz“ Ende vergangener Woche 100 Totenkreuze am Copacabana-Strand aufgestellt. Damit möchte sie den rund 41.000 Opfern der Pandemie im Land gedenken. Dabei störten Anhänger von Präsident Jair Messias Bolsonaro die Mahnwache und rissen die Holzkreuze um, wie Medien (Donnerstagabend Ortszeit) berichteten. Der Strand sei ein öffentlicher Raum und dürfe nicht dazu dienen, „Panik“ in der Bevölkerung zu verbreiten, hieß es.
Der Präsident von „Rio de Paz“, Antonio Carlos Costa, verlangte sowohl von der Zentralregierung in Brasilia wie auch von der Landesregierung und der Stadt Rio konkrete Pläne, wie die weiter um sich greifende Erkrankung eingedämmt werden soll. Obwohl die Infektionszahlen weiter steigen, wurden die Ausgangsbeschränkungen in Rio am Donnerstag gelockert, der Zugang zu den Stränden und Shopping-Centern ist wieder erlaubt.
Costa nahm besonders Bolsonaro selber in die Pflicht, der das Coronavirus als „kleine Grippe“ und „Hysterie“ bezeichnet. „Der Präsident der Republik muss verstehen, dass die brasilianische Bevölkerung derzeit einen der dramatischsten Momente seiner Geschichte erlebt“, so der Menschenrechtler.
Am Donnerstag stieg die Opferzahl um 1.261 Tote auf 41.058 an. Zudem wurden innerhalb von 24 Stunden 30.465 Neuinfektionen gemeldet. Insgesamt hat Brasilien bisher 805.649 Corona-Fälle registriert. Nur die USA haben mehr Fälle als Brasilien.
Bolsonaro zweifelt jedoch offen an den Opferzahlen. In einer Live-Schalte via Facebook am Donnerstagabend (Ortszeit) behauptete er, die Zahlen seien künstlich aufgeblasen, ohne jedoch Beweise dafür zu präsentieren. Zuletzt hatte er mehrfach versucht, neue Opferstatistiken einzuführen. Doch das Oberste Gericht verpflichtete das Gesundheitsministerium, die bisherigen Kriterien beizubehalten.
© Text: KNA