Bis heute wenige Bischöfe afroamerikanischer Herkunft
1862 wurde in den Südstaaten die Abschaffung der Sklaverei verkündet. Nach dem folgenden Bürgerkrieg bis 1865 waren die Sklaven freie Menschen. Dennoch wurden sie auch kirchlicherseits lange nicht als gleichberechtigt anerkannt. Erst vor 100 Jahren, 1920, wurde ein Priesterseminar für junge Männer afroamerikanischer Herkunft eingerichtet.
Eine ernste Änderung trat in der US-Kirche mit dem Erstarken der Bürgerrechtsbewegung nach 1950 ein. 1958 positionierte sich die Bischofskonferenz erstmals deutlich, indem sie Rassismus verurteilte. 1979 folgte das Hirtenschreiben „Brothers and Sisters to us“, und 40 Jahre später, 2019, wurde das Grundsatzschreiben „Open wide our hearts“ veröffentlicht.
1965 ernannte Papst Paul VI. Harold Perry zum Weihbischof im Erzbistum New Orleans; damit war Perry der erste Bischof afroamerikanischer Herkunft im 20. Jahrhundert. In diesem Jahr nahmen auch viele Geistliche, Priester und Ordensfrauen, an den Demonstrationsmärschen nach Selma statt, die tief in der kollektiven Erinnerung der USA eingegraben sind.
Die Zahl der Bischöfe afroamerikanischer Herkunft freilich liegt bis heute im unteren zweistelligen Bereich. Am 4. April 2019, dem 51. Jahrestag der Ermordung Martin Luther Kings Jr., ernannte Papst Franziskus Wilton Gregory zum Erzbischof von Washington DC. Ein Tag mit Symbolwert, leitet doch damit erstmals ein Afroamerikaner das Hauptstadterzbistum. Es ist davon auszugehen, dass Gregory, lange schon in der Bürgerrechtsbewegung engagiert, eines Tages zum Kardinal ernannt wird. Er wäre dann der erste afroamerikanische der Geschichte.
Von Christiane Laudage (KNA)
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