„Die Wahl, an Corona oder an Hunger zu sterben"
Auch Adveniats Brasilien-Referent, Klemens Paffhausen, findet drastische Worte: „Die Armen in Brasilien haben die Wahl, an Corona oder an Hunger zu sterben.“ Makaber und menschenverachtend sei, dass Bolsonaro das instrumentalisiere und die Armen und Erwerbslosen gegen die Corona-Erkrankten ausspiele. Zudem treibe er im Schatten der Pandemie rücksichtslos die Abholzung und Ausbeutung des größten verbliebenen zusammenhängenden Regenwaldes der Welt am Amazonas voran. Von Corona besonders betroffen ist nach Aussage von Paffhausen die arme indigene Bevölkerung. Sie habe dem Virus oft keine Immunabwehr entgegenzusetzen. „Schutzlos ausgeliefert sind die Indigenen aber nicht nur dem Virus, sondern auch den Bergbauunternehmen und den illegalen Holzfällern, die einen unvorstellbaren Raubbau an der Natur betreiben: Neben dem Corona-Virus breitet sich auch das Virus der Gewalt immer weiter aus.“ Mit einer dreiviertel Million Euro leistet Adveniat in Brasilien Nothilfe.
Als Repam-Mitglied unterstützt das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat auch den am 18. Mai veröffentlichten Aufruf des Amazonas-Netzwerkes, in dem aufgrund der unheilvollen Allianz von Covid-19-Pandemie und Gewaltzunahme von einer „Verwüstung von beispiellosem Ausmaß“ gewarnt wird. So betont Pater Heinz im Sinne des Aufrufes, dass es in Brasilien und anderen lateinamerikanischen Ländern einen „strukturellen Zusammenbruch“ des politischen Systems gebe. Das führe in Brasilien dazu, dass Bolsonaro unkontrolliert jeden Umweltschutz außer Acht lassen und indigene Gebiete rücksichtslos ausbeuten könne. „Wir müssen – wie Repam sagt – alles tun, um eine humanitäre und ökologische Tragödie in Lateinamerika zu vermeiden. Und es muss uns bewusst sein: Wir stehen bereits mitten in dieser Tragödie“, sagt Pater Heinz. „Wir müssen jetzt als solidarische Weltgemeinschaft der Vernünftigen und Engagierten handeln und dürfen nicht zulassen, dass Amazonien zerstört wird. Ansonsten werden die nachfolgenden Generationen zurecht fragen: Warum habt Ihr nichts gemacht, um diesen Wahnsinn zu stoppen?“. Für Pater Heinz steht fest: „Es ist fünf nach zwölf! Wir müssen den Uhrzeiger zurückdrehen, sonst wird unser Planet das nicht überleben! Wir sind, wie es in dem Repam-Aufruf heißt, in einem entscheidenden Moment nicht nur für Amazonien, sondern für die gesamte Menschheit.“
© Text: Adveniat