Frage: Was kann man dagegen tun?
Capio: Wir bei Preda helfen diesen Opfern genauso wie den anderen. Außerdem ermitteln wir auch hier undercover und versuchen, die Täter zu überführen und zu verfolgen. Die Frage ist, was Polizei, Justiz und der Staat tun müssten. Und da gibt es viele Probleme. Allen voran die Korruption. Da können Gesetze noch so streng und gut sein, aber wenn sich niemand dran hält und wenn Leute sich schmieren und bestechen lassen, wird es schwierig.
Frage: Wie wichtig ist die Aktion Schutzengel von Missio für Ihre Arbeit?
Capio: Die Aktion Schutzengel hat von Anfang an viel dazu beigetragen, das Thema Sextourismus und Kinderprostitution überhaupt in die Öffentlichkeit zu bringen. Und zu zeigen, was das für die Opfer bedeutet. Aber auch, dass man etwas tun kann – in jeder Hinsicht: den Opfern helfen und die Täter hinter Gitter bringen. Natürlich sind auch die Spenden aus Deutschland bis heute wichtig für unsere Arbeit.
Frage: Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Wie haben Sie das Ganze eigentlich verarbeitet? Können Sie heute ein „normales Familienleben“ führen?
Capio: Gute Frage. Ich denke schon. Ich habe einen guten Mann – aus Deutschland übrigens – und einen Sohn. Meine Familie war damals total zerstört, nachdem mein Stiefvater der erste war, der mich missbraucht hat, und meine Mutter mir lange nicht geglaubt hat. Nach den Therapien habe ich aber wieder angefangen zu träumen, vor allem von einer glücklichen Familie. Einer eigenen Familie, aber auch von einer Aussöhnung mit meiner Mutter und dem Rest meiner Familie. Das war nicht einfach, aber es hat geklappt. Und jetzt ist es tatsächlich meine Mutter, die auf meinen Sohn aufpasst, während ich hier in Deutschland bin.
Von Gottfried Bohl (KNA)
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