Vor der interreligiösen Konferenz trifft der Papst mit der islamischen Gelehrten-Vereinigung des „Muslim Council of Elders“ zusammen. Die 2014 gegründete Vereinigung mit Sitz in Abu Dhabi will Spaltungen und Fehden innerhalb des Islam überwinden und gegen extremistische Brandstifter eine religiöse Botschaft humaner Werte und der Toleranz verteidigen. Leiter des Rats ist Großscheich Ahmad al-Tayyeb von der Kairoer Al-Azhar-Universität – für den Papst praktisch ein alter Bekannter.
Ort der Begegnung, die als privat charakterisiert wird, ist die Scheich-Zayid-Moschee, das größte islamische Gotteshaus der Emirate. An Prachtentfaltung und Dimensionen kann es mit dem Petersdom konkurrieren; allein das Grundstück übertrifft die Fläche des Vatikanstaats um ein Viertel. 41.000 Menschen finden Platz in der Moschee.
Mit der öffentlichen Messe im Stadion am 5. Februar sendet Abu Dhabi auch eine Botschaft an den Nachbarn Saudi-Arabien, wo Christen nur hinter verschlossenen Türen das Bibelwort teilen und Abendmahl feiern können. Gleichwohl gibt es in den VAE nur Kultus-, aber keine Religionsfreiheit: Gläubige können ihre Religion ausüben, sie aber nicht wechseln. Die Emirate präsentieren sich gern als liberal: Die katholische Josefskirche in Abu Dhabi, heute Sitz des Bischofs, wurde 1965 geweiht, seit 2007 bestehen diplomatische Beziehungen zum Vatikan, 2010 entsandten die Emirate ihre erste Botschafterin an den Heiligen Stuhl.
Dennoch wird es keine normale Papstreise. So wird der Papst weder – wie sonst üblich – vor Vertretern aus Politik und Gesellschaft sprechen, noch sind Termine an einer Universität oder mit Jugendlichen geplant. Dabei ließe sich da trefflich über den Wert von Bildung, die Rolle der Frau oder den Auftrag der jungen Generation zum Frieden sprechen. Auch Begegnungen, die Franziskus sonst wichtig sind, etwa mit sozial Bedürftigen oder Seelsorgern, fehlen – wenigstens im offiziellen Programm.
Um die Reise etwas aufzuwerten, wird als historischer Hintergrund das Treffen zwischen Franz von Assisi mit dem ägyptischen Sultan Malik al-Kamil vor genau 800 Jahren genannt. Damals, inmitten des fünften Kreuzzugs, sorgte dies für eine kurzzeitige Entspannung zwischen Abend- und Morgenland. Die konkreten Folgen der modernen Franziskus-Reise werden sich noch zeigen müssen.
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