Franziskus deutet die Erfahrungen behutsam aus, ermutigt, das Leben mit seinen Widersprüchen, Schwächen und Begrenztheiten anzunehmen. Die Welt, so der Papst, wird nicht besser, wenn es weniger Sünder gäbe, sondern wenn es mehr Menschen gibt, die an die verwandelnde Kraft der Liebe Gottes glauben.
Über den Reden wird es Nacht. Die tropische Dämmerung ist früh und kurz. Das Allerheiligste wird ausgestellt, eine geweihte Hostie, vergrößert und vervielfältigt von den Großbildschirmen auf dem riesigen Gelände. Nach katholischer Überzeugung geht von dieser Hostie die verwandelnde Kraft aus, von der der Papst sprach. Viele knien. Es ist der intimste Moment jedes Weltjugendtags.
Die Tage zuvor hatte Franziskus Wandlungen auch konkret eingefordert: Vertreter aus Politik und Wirtschaft mahnte er, das Gemeinwohl zu suchen und jungen Menschen die Chance zur Gestaltung ihrer Zukunft zu geben; Bischöfe sollten weniger Verwalter und mehr Hirten sein, die Justiz solle Straftäter wiedereingliedern, statt sie nur wegzusperren. Zu Klerikern sprach er über deren Hoffnungsmüdigkeit, die daher rühre, dass die Kirche „durch ihre Sünden verwundet“ sei. Vor allem aber rief er die Jugend zu einer „Kultur der Begegnung“ auf gegen jene, die spalten und ausgrenzen wollten.
Die meisten der Pilger stammten aus der Region Zentralamerika, aber viele sind auch aus Europa gekommen. Der Sozialarbeit-Student Tim Schmölers mit seiner Schwester Ronja und der Freundin Luisa Cortes reiste aus dem Rheinland an, auf eigene Faust und ein bisschen des Urlaubs wegen, den sie im Anschluss planen. Für die Übernachtungen in Panama bekam Luisa als Gastgeberin eine Cousine des Staatspräsidenten zugelost, und zufällig trafen die drei im Weltjugendtagstrubel ecuadorianische Bekannte wieder, die sie vor Jahren im französischen Taize kennengelernt hatten. Die Welt – ein Dorf.
Was nimmt so ein Trio von diesem Großereignis mit, wenn die Ansprachen von Franziskus wegen der spärlichen Spanischkenntnisse so gut wie unverständlich blieben? – „Eine tolle Erfahrung, dass es möglich ist, Brücken zu bauen“, meint Tim. So ähnlich hatte das auch der Papst gesagt.