Frage: Sie haben das Treffen mit Vertretern verschiedener Religionen in Israel angesprochen. Welche Bilanz ziehen Sie nach der Begegnung?
Ackermann: Während der Begegnung gab es durchaus kritische Momente, die durch unsere Fragen ausgelöst wurden. Daraus ergibt sich die Frage, was dem Dialog hilft. Es hilft, ehrlich zu sagen, dass es Themen gibt, die besser ausgeklammert werden. Wenn etwa hier die politische Situation thematisiert wird, kommt der Dialog nicht zustande. Das Thema wird daher nicht aus Naivität, sondern sehr bewusst ausgeklammert. Da die Religionsvertreter, die wir getroffen haben, sich regelmäßig treffen, konnten sie auch die brenzlige Gesprächssituation bewältigen. Das zeugt von Vertrautheit und ist ein gutes Beispiel für Dialog. Moderiert und übersetzt wurde das Treffen von einem maronitischen Priester. Dass Christen diese Rolle spielen, ist ebenfalls ein gutes Zeichen.
Frage: Während der Begegnungen wurde eine doppelte Kritik an dem Verhältnis des Westens zum Heiligen Land geäußert. Zum einen fühlten sich die Christen hier vergessen, zum anderen förderten westliche Hilfsgelder eine Empfängermentalität, hieß es. Welche Konsequenzen ziehen Sie daraus?
Ackermann: Diese Stimme ist neu für uns. Sie weitet unseren Blick. Unter anderem sagt sie uns, dass wir auch die Christen in Israel nicht vergessen dürfen. Der berechtigte Wunsch nach einer stärkeren finanziellen Unabhängigkeit und Partnerschaft herrscht auch an anderen Orten, etwa in Afrika. Solange wir allerdings die finanziell potenteren Partner sind, wird diese Asymmetrie bestehen bleiben. Bereits jetzt arbeiten unsere Hilfswerke in partnerschaftlicher Zusammenarbeit. Um diese Partnerschaft zu stärken, braucht es Verbindlichkeiten von beiden Seiten, etwa durch zuverlässige Ansprechpartner und Evaluation.