Frage: Für die USA und Europa sind die arabischen Staaten wichtige Wirtschafts- und Handelspartner. Diese werden allerdings größtenteils autokratisch regiert – was den westlichen Werten eigentlich widerspricht. Wie soll die westliche Welt mit den arabischen Staaten umgehen?
Hinder: Ich kann dazu keinen Rat geben. Ich bin nur manchmal etwas überrascht, wie schnell diese Staaten einknicken, wenn es um das Abwägen zwischen Wirtschaftsinteressen und grundsätzlichen Werten geht. Da frage ich mich schon, ob da nicht ein bisschen mehr Mut und Widerstandskraft angebracht wäre.
Frage: Der Jemen ist seit Jahren Kriegsschauplatz. Eine Koalition aus mehreren arabischen Staaten kämpft dort gegen die Huthi-Rebellen. An dem Militärbündnis sind auch die Vereinigten Arabischen Emirate beteiligt. Wie groß ist Ihre Hoffnung auf baldigen Waffenstillstand?
Hinder: Ich rechne nicht damit, dass der Krieg zu einem raschen Ende kommt, weil die Fronten verhärtet sind und keine Seite es sich leisten kann oder will, das Gesicht zu verlieren. Falls ein Kompromiss ausgearbeitet wird, bei dem jede Seite sich als Sieger fühlen kann, könnte es zu einem baldigen Waffenstillstand und später zum endgültigen Friedensschluss kommen. Die Leute im Jemen brauchen den Frieden, damit das zerstörte Land langsam wieder aufgebaut werden kann.
Frage: Vergangenes Jahr sind Sie 75 Jahre geworden. Damit haben Sie die Altersgrenze für Bischöfe erreicht. Wie lange bleiben Sie noch im Mittleren Osten?
Hinder: Ich habe zu meinem 75. Geburtstag mein Rücktrittsgesuch in Rom eingereicht. Ich weiß aber noch nicht, wie es weitergeht. Ich bin mir sicher, dass schon nach einem Nachfolger gesucht wird. Aber das braucht wohl noch etwas Zeit. Offensichtlich ist der Vatikan der Meinung, dass da keine allzu große Eile besteht. Aber wenn es soweit ist, werde ich in die Schweiz zurückkehren und in meiner Kapuzinerprovinz leben.
Von Matthias Altmann
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