Zunächst hätten viele Naturschützer eher zurückhaltend reagiert, so Micksch, als es um eine direkte Zusammenarbeit mit Religionsvertretern ging. „Anfangs wurde uns gesagt, ach, jetzt wollen die Religionen auch noch in den Naturschutz hineinwirken.“ Das habe sich aber schnell geändert. So gebe es etwa in einer Moschee in Darmstadt inzwischen regelmäßige Projekte des Naturschutzbundes Deutschland (NABU). Und im September findet die zweite Religiöse Naturschutzwoche statt, bei der Veranstaltungen in Osnabrück, Köln und Darmstadt zur Vernetzung und Aufklärung beitragen sollen.
Das Programm ist vielfältig. Teilnehmer können Yoga im Osnabrücker Bürgerpark machen, Müll sammeln im Kölner Südosten oder in Darmstadt beim Schweigespaziergang mit Lamas und Alpakas dabei sein. Praktische Tipps gibt es ebenfalls: Im Kölner Shambhala Zentrum können Interessierte zum Beispiel lernen, Reinigungsmittel selbst herzustellen; das Evangelische Dekanat Darmstadt lädt zum Workshop gegen den Plastikwahn. Zur Eröffnung in Osnabrück (2. September) kommt auch Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD), Klimaforscher Mojib Latif spricht am 6. September über die Zukunft der Ozeane.
Freizeitspaß für Familien, Information und Impulse – das steht bewusst nebeneinander. Als Vorbild nennt Micksch die Interkulturellen Wochen. Die Initiative gegen Rassismus, die 1975 erstmals stattfand, zählt inzwischen jährlich 5.000 Veranstaltungen an 500 Orten bundesweit. Micksch sagt, er wünsche sich auch in Bezug auf den Naturschutz, „dass religiöse Gemeinden dazu beitragen, die Verantwortung für den Naturschutz ernster zu nehmen“.
Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) begleitet die Arbeit des Netzwerks. Präsidentin Beate Jessel sieht darin auch eine Chance für den interreligiösen Dialog. Es könne verbinden, „wenn wir uns verdeutlichen, dass die biologische Vielfalt eine gemeinsame Basis ist für unser aller Leben“, erklärt sie. Laut Micksch fruchtet diese Idee bereits: „Bei uns arbeiten Religionsgemeinschaften zusammen, die bei anderen Themen nicht zu einer Kooperation bereit sind.“