Frage: Pater Heinz, diese Woche wollen die US-Abgeordneten über das Schicksal der rund 800.000 sogenannten „Dreamer“ im Land abstimmen. Diese Migranten, die vor dem 16. Lebensjahr illegal eingereist sind, könnten eine befristete Aufenthaltsgenehmigung sowie die US-Staatsbürgerschaft erhalten, wenn sie eine Ausbildung absolviert haben oder eine Beschäftigung nachweisen können. Gleichzeitig soll die legale Einwanderung eingeschränkt und Geld für den Mauerbau lockergemacht werden. Was macht das auf Sie für einen Eindruck?
Pater Heinz: Die US-Regierung setzt weiterhin auf Abschottung: Donald Trump mauert, statt zu integrieren. Er untergräbt das Menschenrecht auf Asyl, statt die Fluchtursachen zu bekämpfen. Eine Abschottungspolitik verstärkt jedoch die sozialen Konflikte und zementiert eine Wirtschaft, die den Reichen immer größere Gewinne beschert. Auf der Strecke bleiben die Armen. Ich hoffe sehr, dass die Dreamer ihren Traum von einem friedlichen Leben verwirklichen können und die US-Staatsbürgerschaft erlangen. Sie sind mittlerweile in den USA zu Hause, tragen zum Wohlstand der Gesellschaft bei und leisten überlebensnotwendige Geldüberweisungen, die ‚remesas‘, an ihre Familien in Mexiko und Mittelamerika.
Frage: Die Situation an der US-Grenze hat sich mittlerweile so zugespitzt, dass sogar die Frau des US-Präsidenten, Melania Trump, fordert, die dort angekommenen Familien nicht zu trennen. Wie bewerten Sie die aktuelle Lage an der US-Grenze zu Mexiko?
Heinz: Die US-Behörden haben seit Mitte April etwa 2.000 Kinder von ihren Eltern getrennt, die beim Grenzübertritt aufgegriffen wurden. Die Inhaftierung von Kindern ist verboten, da sie nicht eines Verbrechens bezichtigt werden dürfen. Die US-Regierung überschreitet mit ihrer Null-Toleranz-Politik die Grenze der Menschlichkeit. Eltern und Kinder dürfen nicht voneinander getrennt werden. Im Gegenteil: Familien, die vor Gewalt und Armut fliehen, müssen geschützt werden.