Meghrig kommt aus Qamishli im Norden Syriens. Ihr Vater war Schneider und ihre Mutter Grundschullehrerin. Als älteste Tochter musste sie den Eltern helfen, sich in Deutschland zurechtzufinden. „Meine Eltern haben hier bei Null angefangen.“ Ihr fiel es leichter, neu anzukommen, wie sie sagt. Sie hat ihr Abitur nachgeholt und will nun Theater oder Schauspiel studieren.
Die Lehrer hätten in den vergangenen Jahren viel Verständnis für sie gezeigt und auch die Mitschüler hätten sie mit der Zeit gut aufgenommen, erzählt sie. Sicher sei vieles anders hier, der Familiensinn sei bei den Syrern zum Beispiel viel stärker als in Deutschland. „Einmal sagte eine deutsche Mitschülerin: ‚Ich hasse meinen Bruder‘ – so etwas würde man in Syrien nie sagen. Vor allem, weil es Kleinigkeiten waren, die sie störten.“ Auch das Konkurrenzdenken mancher Freunde sei ihr fremd. „Ich finde es komisch, wenn meine deutschen Freunde sagen, sie seien neidisch auf jemanden. Ich denke, dass jeder dankbar sein sollte für das, was Gott ihm geschenkt hat und wer weiß, was er noch für einen bereithält.“
„Wir kommen einfach aus zwei unterschiedlichen Welten“, fügt Alaa hinzu. „Einfach alles ist anders: Wir haben anderes Essen, einen anderen Umgang miteinander, erzählen andere Geschichten – ja, auch andere Witze.“ Der 23-jährige Lavan Qaqus aus dem Nordirak lässt sich von diesen Unterschieden nicht beirren. Der Sohn einer römisch-katholischen Familie ist vor zweieinhalb Jahren nach Deutschland geflohen, fuhr von der Türkei aus streckenweise sieben Tage in einem LKW-Anhänger. Nun ist er ausgebildeter Altenpfleger – und leidenschaftlicher Basketballspieler.
Von Claudia Zeisel
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