Frage: Und zwei Jahre später haben Sie zum ersten Mal gewählt …
Fortune: Ja, gemeinsam mit meiner Mutter. Wir haben am 27. April 1994 beide zum ersten Mal gewählt. Wir waren sehr aufgeregt. Die Stimmung in den Wahlzentren und auf den Straßen war sehr ausgelassen. Viele Menschen haben auf den Straßen gefeiert und Flaggen des ANC aus dem fahrenden Auto gehalten.
Frage: Was hat sich nach der Wahl für Sie verändert?
Fortune: In unserem Alltag hat sich erst einmal nicht so viel verändert. Es war uns ja schon seit 1992 möglich, Schulen zu besuchen, die formal nur für Weiße waren. Viele meiner Schulkameradinnen und -kameraden begannen, die Schule zu wechseln. Was aber deutlich wurde: All die Jahre der Rassentrennung haben uns sehr geprägt. Ich hatte nun zwar in der Universität und auf der Arbeit auch Kontakte zu weißen Südafrikanerinnen und Südafrikanern. Aber in meiner Freizeit kam ich mit Ihnen weiterhin erst einmal nicht in Berührung.
Frage: Wie schätzen Sie aus heutiger Sicht das damalige politische Engagement von Misereor in Südafrika ein?
Fortune: Ohne den Druck aus dem Ausland hätte die Apartheid vielleicht noch länger gedauert. Es war wichtig, dass die Situation im Land bekannt und dass ein Bewusstsein für die Ungerechtigkeiten geschaffen wurde. Misereor hat dabei auch eine wichtige Rolle gespielt und die Anwaltschaft für die unterdrückte Bevölkerung Südafrikas übernommen.
Das Interview führte Daniela Singhal.
© Misereor