Im Mittelpunkt der nördlichen Gruppe steht die Kirche Bet Medhane Alem, die die größte monolithische Kirche der Erde sein soll. Sie diente als Vorlage für die Kirche Sankt Maria von Zion im äthiopischen Axum. Hier wird auch das Goldkreuz von Lalibela verwahrt, dem magische Kräfte nachgesagt werden: Krankheiten sollen durch seine bloße Berührung geheilt werden. Bet Maryam, Lalibelas wohl älteste Kirche, ist mit Bet Medhane Alem verbunden. „Wir haben zweifellos die schönsten Kirchen in dieser Bauweise“, so Fremdenführer Derbie.
Sicher ist, dass die Errichtung mit riesigem Aufwand verbunden war. Der Bauplan musste bis ins kleinste Detail vorliegen. Jede Säule, Treppe und Wölbung wurde im Gestein modelliert. Zuerst wurde der Bau von oben nach unten konstruiert, dann der den Hof bildende Schacht ausgehoben und später das Gebäude ausgehöhlt. Die in Fels geschlagene oder aufgemalte Dekoration wurde im 16. Jahrhundert auch auf eine Putzschicht aufgetragen. Noch spätere Malereien entstanden auf Leinwand.
Lalibela wird auch Neu-Jerusalem genannt und war im 12. und 13. Jahrhundert Hauptstadt des Königreichs Äthiopien. Von den heute 20.000 Einwohnern sind 98 Prozent orthodoxe Christen, erläutert der Museumsangestellte Tadesse Alemu. Besonders feierlich sei es an Weihnachten, das hier am 7. Januar gefeiert wird. „Dann kommen mehr als 10.000 Pilger aus dem ganzen Land. Einige von ihnen laufen bis zu drei Wochen, um dabei sein zu können.“ Für sie werden große Schlaflager eingerichtet.
„Damals müssen es Engel gewesen sein, die in der Nacht mit doppelter Leistung an den Kirchen arbeiteten“, schwärmt Alemu. Nur ihnen sei es zu verdanken, dass alles in nur 23 Jahren fertig war. Der König selbst soll unermüdlich für die Vollendung gebetet haben. Nach der Fertigstellung wurde er von der äthiopischen Kirche seliggesprochen.