Frage: Frau Hilbert, ein Zentrum für chaldäische Christen wurde am Sonntag in Stuttgart eröffnet. Welche Bedeutung hat dieses Zentrum für die hier lebenden Chaldäer?
Hilbert: Das Zentrum in Stuttgart dient in erster Linie dem Gemeindeleben in Stuttgart. Wir haben auch verschiedene chaldäische Gemeinden und Gruppierungen in Baden-Württemberg verteilt. Hier werden pastorale, seelsorgerische, kulturelle und soziale Dienste geleistet. Es ist für uns nicht nur ein Treffpunkt oder ein Saal, sondern auch ein Ersatz für unsere Heimat. Die Leute treffen sich hier nach im Gottesdienst im Gemeindesaal, tauschen Informationen und Erfahrungen aus. Wer Hilfe bei der Sprache, in der Schule oder bei der Job- und Wohnungssuche braucht, den unterstützen meist unsere jüngeren Gemeindemitglieder.
Frage: 80 Prozent der chaldäischen Christen aus dem Großraum Stuttgart stammen aus dem Irak, je 10 Prozent aus Syrien und der Türkei. Glauben Sie, dass das neue Zentrum in Stuttgart den chaldäischen Christen bei der Integration in Deutschland hilft?
Hilbert: Wir haben schon von Beginn an Brücken zu deutschen Gemeinden gebaut und werden auch künftig einladen zu unseren Gottesdiensten und Info-Abenden. Ich habe selbst in vielen Gemeinden, katholisch wie evangelisch, Vorträge gehalten über die Geschichte der chaldäischen Kirche und die Vertreibung der Christen aus dem Irak. Wir haben Kontakt zu deutschen, aber auch kroatischen Gemeinden, haben Gottesdienste zusammen gefeiert. Jetzt, da wir den Gemeindesaal eröffnet haben, werden wir natürlich noch mehr Aktivitäten anbieten. Gleichzeitig sind wir eine wichtige Anlaufstelle für geflüchtete Christen, die wir mithilfe von Rechtsanwälten über Asylrecht, Aufenthaltserlaubnis und Familienzusammenführung aufklären. Von der Caritas besucht uns zudem einmal wöchentlich eine Fachkraft, die unsere gläubigen Gemeindemitglieder zur Krankenversicherung, Gesundheit, Jobsuche und dem Schulwesen informiert.