Frage: Das führt uns zum „Handeln“.
Espinosa: In einem Teil des Konferenzbereichs, der „Bonn Zone“, wird es eine Art Festival geben, wo ganz unterschiedliche Akteure ihre Initiativen vorstellen, mit denen sie dem Klimawandel begegnen. Wir haben dazu Thementage geplant etwa zu „Gesundheit“, „Energie“ oder „Stadtentwicklung“. Das alles soll zeigen: Es tut sich schon jetzt eine ganze Menge, die Veränderung hin zu mehr Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit ist in vollem Gange.
Frage: Was antworten Sie Kritikern, für die ein solches Mega-Event lediglich ein Mehr an CO2-Ausstoß bedeutet?
Espinosa: Zum einen: Wenn Vertreter von mehr als 190 Staaten und Vertragspartnern zusammenkommen, kann ich mir schlicht kein anderes Format vorstellen, als das eines konkreten Treffens. Es ist ein Unterschied, wenn Sie von jemandem am anderen Ende der Welt lediglich hören, was er macht, oder wenn Sie das direkt von Angesicht zu Angesicht mit ihm besprechen können.
Frage: Und zum anderen?
Espinosa: Wird die UN-Klimakonferenz eine klimaneutrale Konferenz sein. Eine Nachhaltigkeits-Taskforce hat die verschiedensten Schritte unternommen, um die durch die Veranstaltung entstehenden Emissionen zu reduzieren. Alle Emissionen, die nicht vermieden werden können, werden von der deutschen Regierung als logistischer Ausführer der Konferenz ausgeglichen, indem in Klimaschutzprojekte in Entwicklungsländern investiert wird. Der Klima-Effekt der Konferenz wird dann von externen Umweltprüfern nach dem hohen EMAS-Standard der EU verifiziert werden.
Frage: Was können Sie ansonsten zur Rolle Deutschlands sagen?
Espinosa: Deutschland ist ein sehr wichtiger Partner für uns. Der Gipfel zeigt konkret, wie eine Zusammenarbeit zwischen einem reichen Land und einem kleinen, vom Klimawandel bedrohten Inselstaat funktionieren kann.
Frage: Deutschland ist lediglich „technischer Gastgeber“, Fidschi leitet die Konferenz.
Espinosa: Ohne Unterstützung der Bundesregierung hätten wir die Konferenz hier in Bonn nicht organisieren können.
Frage: Und was erwarten Sie bei den Verhandlungen – die aktuelle Bundesregierung ist ja nur geschäftsführend im Amt?
Espinosa: Bislang hat Deutschland bei Klimawandel und Nachhaltigkeit eine sehr konsistente Linie verfolgt. Ich hoffe natürlich sehr, dass diese Grundhaltung auch bei den dann wohl laufenden Koalitionsverhandlungen nicht infrage gestellt wird. Schließlich reden wir hier von internationalen Vereinbarungen und Verpflichtungen. Aber Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich immer sehr klar dazu positioniert und deswegen erwarte ich auch unter einer neuen Regierung keinen Rückschritt. Auch wenn es – wie in anderen Ländern – mitunter einander widerstreitende Meinungen gibt.