Frage: Welche Unterstützung erwarten Sie von der internationalen Gemeinschaft? Die UNO-Friedensmission MINUSCA scheint der Lage alleine ja nicht Herr zu werden.
Derenthal: Die Hauptstadt Bangui ist eine Blase. Draußen im Land wiederum herrscht totale Anarchie; es herrscht das Recht des Stärkeren. Das Land ist voller Waffen. In jeder Stadt, jedem Dorf gibt es ein Waffenlager. Es gibt nur eine Möglichkeit, der Lage Herr zu werden: Absolute Entwaffnung aller Gruppen! Das geht nur mit einem robusten Mandat der UNO-Truppen, die die Entwaffnung einleiten und die Zivilisten schützen müssen. Zurzeit können die Rebellen aber noch frei Verbrechen begehen, ohne dass die MINUSCA eingreifen oder Konsequenzen ziehen könnte. Erst letzte Woche wurden wieder drei Zivilisten von Séléka-Rebellen vor den Augen der MINUSCA-Soldaten getötet.
Frage: Sie bleiben trotz dieser widrigen Bedingungen zuversichtlich?
Derenthal: Ich erlebe zum ersten Mal hautnah, wie eine Zivilbevölkerung von der Weltpolitik und interessengeleiteten Gruppen zermalmt werden kann. Das ruft in mir Zorn und Wut hervor. Es kann doch nicht sein, dass die Welt zusieht, wie ein Land, das als das Ärmste der Welt gilt, so sich selbst überlassen bleibt. Da muss man etwas dagegen tun! Dennoch gibt es auch viele schöne, ermutigende Begegnungen mit Christen aber auch mit Muslimen. Das Engagement für den Frieden und die Sicherheit hier lohnt sich!
Das Interview führte Claudia Zeisel
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