Dazu zählt laut Beobachtern auch eine massive Mittelkürzung für die staatliche Indigenenbehörde Funai. Hunderte Experten, darunter für die Demarkierung von Gebieten zuständige Anthropologen, wurden seit Jahresbeginn entlassen. Insgesamt wurden die Mittel für die Funai um rund 45 Prozent gekürzt; die riesigen Indigenengebiete können so nicht mehr effektiv kontrolliert werden. Die Regierung erklärte, die Haushaltskürzungen beträfen alle staatlichen Stellen, nicht nur die Funai.
„Die Funai ist bankrott und komplett zerstört“, so Paloschi. „Damit hat sie sich von den indigenen Gemeinschaften entfernt und kommt nicht mehr ihrer eigentlichen Aufgabe nach, die indigenen Territorien zu demarkieren und zu beschützen.“ Derzeit seien sämtliche anhängenden Demarkierungen gestoppt, während die bereits als Indigenenland ausgeschriebenen Gebiete von Nichtindigenen illegal in Besitz genommen, verkauft und kommerzialisiert würden.
Laut der Verfassung von 1988 hätten sämtliche Indigenengebiete bis 1993 demarkiert und an die Indigenen übergeben werden müssen. Laut Cimi ist dies bislang nur mit rund 400 von etwa 1.100 Gebieten geschehen. Dies sind meist großflächige Reservate in der Amazonasregion. Die noch ausstehenden Demarkierungen betreffen kleine Territorien in dichter besiedelten Gebieten, in denen weiße Siedler oft seit Generationen ansässig sind und sich gegen ihre Enteignung wehren.
Insgesamt leben rund 500.000 der 820.000 Indigenen Brasiliens in Schutzgebieten. Die haben eine Gesamtfläche von 13 Prozent des Staatsgebietes. Zu viel Land für zu wenige Menschen, meint die Agrarlobby, die auf dem Land lieber Getreide und Fleisch produzieren will. Deshalb setzen sie auf den im Kongress vorliegenden Verfassungszusatz „PEC 215“. Er sieht vor, dass für zukünftige Demarkierungen statt der Funai der Kongress zuständig sein soll.