Man muss wissen, dass es in der Zentralafrikanischen Republik eigentlich keinen funktionierenden Staat gibt – außer in der Hauptstadt Bangui. Der Rest des Landes ist praktisch sich selbst überlassen. Die Regierung hat selbst kaum Macht und kein funktionierendes Militär. Wenn dann Rebellengruppen die Macht über eine bestimmte Region übernehmen und die Bevölkerung schikanieren, etwa mit Straßenbarrieren und hohen Zöllen oder Übergriffen, formiert sich Gegenwehr und es kommt zu Ausschreitungen. Es ist ja auch niemand da, um die Menschen zu schützen. Die Vereinten Nationen waren bisher nicht in Alindao, erst jetzt, da es die Ausschreitungen gibt.
Frage: Was kann die Kirche zur Beilegung des Konfliktes beitragen?
Funke: Der Bischof von Alindao, Cyr-Nestor Yapaupa, hat mir berichtet, dass er sich mehrfach mit dem UPC-Rebellenführer Ali Darrass getroffen hat, um mit ihm vor allem über die Sicherheitslage zu verhandeln. Nach den neuesten Verhandlungen hat der General offenbar versichert, dass er seine Truppen zurückzieht und die Übergriffe auf die Bevölkerung und die umliegenden Dörfer einstellt. Der Rebellenführer hat sich offenbar auch bereiterklärt, die Straßenbarrieren, die den Güter- und Personenverkehr einschränken, abzubauen. Man wird sehen, ob er sich daran hält und ob Hilfe von Seiten der Vereinten Nationen kommt. Unterdessen haben die Menschen einfach riesige Angst vor der Gewalt und fliehen.
Frage: Nach dem Besuch von Papst Franziskus in Bangui war die Hoffnung ja groß, dass die Zentralafrikanische Republik den Frieden erreiche. Sind Sie da unter dem Eindruck der aktuellen Lage optimistisch?
Funke: Der Besuch von Papst Franziskus hat bei den Christen, Muslimen und Politikern im Land gleichermaßen große Euphorie ausgelöst und es sind im Zuge des Besuchs auch viele Friedensinitiativen, Projekte und Programme zur Stabilisierung des Landes entstanden. Die katholische Kirche ist die einzige Institution, die im ganzen Land organisierte Strukturen hat und an der Basis präsent ist. Auch von Seiten der deutschen Kirche gibt es Unterstützung für die Partner: Sei es vom Kindermissionswerk „Die Sternsinger“, Missio Aachen, aber auch die Erzdiözese Köln hat Aufbauarbeit geleistet. Und die AGEH baut dort zurzeit einen Zivilen Friedensdienst (ZFD) auf. Der Frieden lässt sich eben nicht von einem auf den anderen Tag umsetzen – das braucht Zeit. Wohingegen man von einem auf den anderen Tag alles zerstören kann. Damit das nicht geschieht, ist neben dem Schutz der UN-Truppen auch die Entwaffnung der Milizen entscheidend, wie es die nationale Kommission für Gerechtigkeit und Frieden fordert.
Das Interview führte Claudia Zeisel
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