Unter Branchenkennern gilt das Cradle-to-Cradle-Zertifikat als seriös. Von dem von der Bundesregierung geförderten Internetportal Siegelklarheit.de wird es als „gute Wahl“ bezeichnet. Die Bestnote „sehr gute Wahl“ verfehlt es trotz guter Noten bei Glaubwürdigkeit und Umweltfreundlichkeit allerdings wegen Schwächen im Bereich Sozialverträglichkeit.
Vor allem ein Punkt aber dämpft die Begeisterung der Greenpeace-Expertin Perschau. „Selbst wenn die Kleidungsstücke biologisch abbaubar sind, solange wir davon Unmengen konsumieren, ist der Umwelt damit nicht substanziell geholfen“, meint sie. „Kleidung wird heute immer kürzer getragen.“ Das müsse ein Ende haben. Die Bekleidungsindustrie müsse wegkommen von dem Geschäftsmodell, einfach immer mehr verkaufen zu wollen.
Ganz allein ist C&A mit seinem Cradle-to-Cradle-Engagement nicht, so bietet etwa auch der Bekleidungshersteller Trigema Produkte mit Cradle-to-Cradle-Zertifizierung an, allerdings auf dem etwas niedrigeren Silber-Niveau.
Doch nicht nur die Umwelt könnte von der C&A-Initiative profitieren, ist der Marketing-Experte Martin Fassnacht von der Wirtschaftshochschule WHU überzeugt. Ein derartiges Engagement könne auch das Image des Unternehmens bei den Kunden verbessern. Leicht sei das allerdings nicht: „Gerade junge Leute wollen mit ihrer Bekleidung cool und stylish rüberkommen. Das mit Nachhaltigkeit zu verbinden ist nicht einfach.“
Notwendig sei deshalb ein langer Atem. „Wenn das Ziel von C&A ist, das eigene Image zu verbessern, dann darf das keine Einmalaktion sein. Das Angebot müsste deutlich ausgeweitet werden – auf Hosen, Blusen und so weiter“, meint er.
Von Erich Reimann, dpa
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