Die Geschichte der „Mütter der Plaza de Mayo“ ist auch eine Geschichte von Verrat. 8. Dezember 1977, vor der Kirche Santa Cruz, einem Zentrum des Widerstands: Nach der Messe geht Alfredo Astiz, ein junger Sympathisant – tatsächlich jedoch ein Geheimdienstoffizier, der sich das Vertrauen der Führungsriege der Madres erschlichen hatte – mit einem großen Geldschein unter den Kirchgängern herum, um einzelne nach Wechselgeld für eine gemeinsame Aktion zu fragen: ein vereinbartes Zeichen, Judaskuss und Todesurteil.
Die tags darauf ermordete damalige Vorsitzende der Madres, Azucena Villaflor de Vicenti, sollte nie erfahren, dass ausgerechnet ihr Vertrauter Astiz für ihren Tod verantwortlich war. Dass der „blonde Todesengel“, heute 65 Jahre alt, im November 2011 zu lebenslanger Haft verurteilt wurde, war für die Madres eine tiefe Genugtuung.
Tati Almeida wurde in eine Familie von Militärs geboren. Sie heiratete einen Militär und war von Militärs umgeben. In diesem Umfeld machte man Mitte der 1970er Jahre – Tati war 45 Jahre alt – die Regierung, die „Peronisten“, für das Chaos und die Gewalt im Land verantwortlich. Nur ihr Sohn Alejandro Almeida, Jungstudent und Sozialaktivist, schlug aus der Art und distanzierte sich von den Militärs, die im Volksmund „Gorillas“ genannt wurden. Seine einzige Vertraute in der Familie war seine Mutter. „Diesen Gorilla hier mag ich“, pflegte er zu sagen.
Nie wäre Tati auf die Idee gekommen, dass es nicht die „Peronisten“, sondern rechtsextreme Armeekreise waren, die für die Entführung ihres Sohnes am 17. Juni 1975 verantwortlich waren. Als die Peronisten 1976 weggeputscht wurden, freute sie sich noch: „Die schwarze Scheiße geht“, hieß es damals. Dabei wurde der Bock gerade zum Gärtner. Das musste Tati allmählich schmerzvoll lernen.