Anders eine Gruppe elf junger Frauen, die bereits seit dem Vorabend vor der Sicherheitszone wartete, die rund um den Petersplatz eingerichtet wurde. Zur Heiligsprechung von Mutter Teresa, die sich um Arme, Kranke und Obdachlose kümmerte, nächtigte die kleine Pilgergruppe mit Schlafsack und Decken auf dem bloßen Boden. Dort, wo sonst die schlafen, die Mutter Teresa besonders am Herzen lagen. „Es war kalt. Aber das war die Sache wert“, sagen sie.
Aus allen Himmelsrichtungen und Kontinenten hat die charismatische Ausnahmeerscheinung die Menschen wie ein großer Magnet nach Rom gezogen. Viele warteten seit dem frühen Morgen auf Einlass, zwischen Ave-Maria Gesängen, Rosenkranz-Duft und babylonischem Stimmenwirrwar. Die Heiligsprechung von Mutter Teresa ist einer der Höhepunkte in dem von Papst Franziskus ausgerufenen Heiligen Jahr der Barmherzigkeit.
Mutter Teresa bedeutet vielen viel. Das macht auch Papst Franziskus bei seiner Predigt deutlich, in gewohnt umgangssprachlicher Manier und freier Rede: „Ich denke, es wird uns etwas schwer fallen, sie jetzt ‚Heilige Teresa‘ zu nennen, denn ihre Heiligkeit ist uns so nahe, sie ist so zart und so fruchtbar, dass wir wohl spontan weiterhin ‚Mutter Teresa‘ sagen werden.“
Da könnte Franziskus richtig liegen. Zwei Inder jedenfalls, die in Rom leben, sind zur Heiligsprechung gekommen, weil sie sich „Mutter Teresa so nahe fühlen“. „Sie ist wirklich wie eine Mutter für mich“, sagt der jüngere der beiden. Und Bernadette aus Irland, die Mutter Teresa noch persönlich kannte und mehrmals traf, ist überzeugt, dass die neue Heilige bereits für sie ein Wunder erwirkt hat. Mit Hilfe einer Haar-Reliquie habe sie eine Krebskrankheit besiegt. Die Heiligsprechung war ihrer Meinung nach längst überfällig. Deshalb ist heute für sie ein ganz besonderer Tag. „Ich fühle mich fast selbst wie im Himmel“, sagt sie unter Tränen.
Von Stefanie Stahlhofen (KNA)
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