Wo also ansetzen? Bei ihrer Arbeit kommt der Schwester zugute, dass sie nicht nur Theologie und Philosophie studiert hat, sondern auch eine psychotherapeutische Ausbildung in Rom absolvierte. Sie weiß, dass es darum geht, den Leuten das Gefühl zu geben, nicht allein zu sein. Wenn zwei Schwestern mit zwei Redemptoristenpatres für acht Tage ein Dorf besuchen, ist das für viele dort ein Zeichen der Hoffnung. In den Häusern treffen sie dann mit der ganzen Familie zusammen: „Wir hören zu, versuchen zu helfen und beten mit den Menschen.“
Die Schwestern sind auch in der Gefängnisseelsorge tätig oder kümmern sich in einem Rehabilitationszentrum um Menschen, die alkohol- oder drogenabhängig sind. Neben Gesprächs- und Bibelkreisen organisieren sie Kurse für Ikonenmalerei, so dass Betroffene in einer solchen Kunsttherapie wieder Vertrauen in sich finden. In Ungarn ist Schwester Agnes Katalin Juhasz (63), studierte Biologin und Theologin, aktiv. Die Priorin des Ordens der Prämonstratenserinnen organisiert mit acht Mitschwestern und vielen in ihrem Sinne tätigen Laien unter anderem eine Tagesstätte für arme Kinder, in der sie am Tag bis zu 60 Mädchen und Jungen versorgen.
Renovabis unterstützt Projekte der Orden mit 7,5 Millionen Euro
Mittlerweile gibt es sogar eine Fachmittelschule für sozial benachteiligte Jugendliche und für Kinder mit Behinderung im Alter von 14 bis 25 Jahren. „Wir haben 500 Schüler in der Schule, unter ihnen auch 30 bis 40 mit Behinderungen.“ 40 Prozent der Jugendlichen seien Roma. Eine Werkstätte für Menschen mit Behinderungen nennen die Schwestern seit 2006 ebenfalls ihr Eigen. Und weil das noch nicht genug war, übernahmen sie im Rahmen ihrer sozialen Tätigkeiten in der Stadt Zsambek auch noch offiziell einen Kinder- und Familienwohlfahrtsdienst sowie ein Seniorenheim.
Das Geld dafür versuchen die Schwestern über Fundraising und Wohltäter einzutreiben. Vom ungarischen Staat, dessen Ministerpräsident sich gern auf die christlichen Wurzeln des Landes beruft, gibt es keine Zuschüsse. Weitere Mittel stellt Renovabis zur Verfügung. Rund ein Viertel der von dem Hilfswerk geförderten Projekte seien 2015 von Orden beantragt und durchgeführt worden, sagt Geschäftsführer Gerhard Albert. Insgesamt seien so 7,5 Millionen Euro in 180 Projekte geflossen. Die Orden zeigten so der Kirche ein freundliches Antlitz.
Von Barbara Just (KNA)
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