Aber Spanien brachte mit Bartolome de Las Casas auch eine Stimme hervor, die sich mit kraftvollen Worten gegen dieses horrende Unrecht zur Wehr setzte. Vor 450 Jahren, am 18. Juli 1566, verstummte diese Stimme nur scheinbar - der Bischof lebt in seinen Schriften weiter und gilt bis zum heutigen Tag als ein Mahner für mehr Menschlichkeit.
In einer kleinen klosterähnlichen Zelle im Madrider Stadtteil Atocha schloss der Dominikaner seine Augen für immer. Diese Augen hatten unendlich viel gesehen - vor allem viel Gewalt und Unmenschlichkeit. Seine Grabstätte ist unbekannt; vielleicht befand sie sich in Atocha, das durch den Terroranschlag auf den Madrider Bahnhof 2004 traurige Berühmtheit erlangte.
Abscheu vor manchen seiner Glaubensbrüder
Terror und Schrecken hatte auch Las Casas reichlich gesehen oder von Augenzeugen berichtet bekommen: Niederbrennen von Dörfern, Massenverbrennungen von gleichzeitig 20 oder mehr an Stricken aufgeknüpften Indianern, Zerschlagen der Schädel von Kleinkindern. Nicht selten stand in Sichtweite der Massaker und der Versklavung derer, die nicht Feuer und Schwert zum Opfer gefallen waren, ein Geistlicher, der mit erhobenem Kruzifix und unter Absingen von Psalmen das Werk der Konquistadoren gegenüber den „Heiden“, den „Wilden“ unter den vermeintlichen Segen Gottes stellte.
Las Casas verzeichnete es mit Grauen und einer Abscheu vor manchen seiner Glaubensbrüder: „Die Christen drangen unter das Volk, schonten weder Kind noch Greis, weder Schwangere noch Entbundene, rissen ihnen die Leiber auf und hieben alles in Stücke, nicht anders, als überfielen sie eine Reihe Schafe...“