Beide Seiten machten sich nach Ansicht der internationalen Staatengemeinschaft grausamer Kriegsverbrechen schuldig. Entsprechend groß war die Euphorie, als die Streitparteien Frieden schlossen. Doch es dauerte weitere Monate des Blutvergießens, ehe Machar im April seine Stellung im Busch aufgab und seinen alten Posten als Vizepräsident annahm. „Riek Machars Rückkehr nach Juba gibt uns Hoffnung, dass das Land wieder vereint sein wird“, so der südsudanesische Menschenrechtsanwalt Biel Boutros.
Blutvergießen trotz Friedensvereinbarung
Die Versöhnung lässt auf sich warten. Zwar bildeten die beiden Rivalen eine neue Übergangsregierung, Streit herrscht aber immer noch über die Machtverhältnisse. Botswanas Ex-Präsident Festus Mogae, der den Frieden vermittelte, äußerte sich zuletzt „sehr besorgt“ über neue Zusammenstöße. „Leider ist der Fortschritt nicht eingetreten, den ich mir erhofft habe. Im Gegenteil, die Parteien stehen heute wieder weit auseinander."
Weiter verkompliziert wird die Situation durch Dutzende kleinerer Rebellengruppen und ethnischer Bewegungen. Sie gehören weder der Regierung noch der Opposition an und boykottieren den Friedensplan. Ende Juni kam es zu heftigen Gefechten in der nördlichen Stadt Wau. 43 Menschen starben laut Regierungsangaben bei dem Angriff durch „Stammeskämpfer“.
Der Weltsicherheitsrat verurteilte den „Angriff auf Zivilisten und mögliche Kriegsverbrechen“ – nicht zuletzt, da 12.000 Bewohner hinter dem Stacheldrahtzaun des lokalen UN-Camps Schutz suchten. Tausende weitere flohen in zwei Schulen und in einen Bürokomplex des Roten Kreuz. Zu einem Symbol des Schutzes wurde auch die katholische St. Marys-Kathedrale. Zehntausend Vertriebenen bietet die Kirche vorübergehend eine Bleibe, nachdem es immer wieder zu Plünderungen und Angriffen kam.
Kirche versucht zu vermitteln
„Als Friedensstifter sind wir entrüstet über den Tod, die Ungerechtigkeit, den Hunger und die Angst, die eine unserer größten Städte heimgesucht haben“, erklärten die Kirchenführer. Bischof Hiiboro führt die aktuelle Krise in Wau auf mangelnde Kommunikation zurück: „Wo es keinen Dialog gibt, greifen Menschen augenblicklich auf Gewalt und Kampf zurück.“ Südsudanesen müssten erneut lernen zueinander zu sprechen, schließlich habe der Dialog ihnen auch die Unabhängigkeit beschert.
Laut Hiiboro sollte die einflussreiche katholische Kirche ihren Teil zum Friedensprozess beitragen. „Die Menschen haben Angst miteinander zu reden, das Misstrauen ist einfach zu groß. Doch die Kirche und Zivilorganisationen haben die Macht, sie im Dialog zu vereinen.“
Von Markus Schönherr (KNA)
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