Ein neuer Dom für Trondheim
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Ein neuer Dom für Trondheim

Norwegen ‐ In einem alten Bunker beten Trondheims Katholiken momentan noch in Schichten die Messe. Im November können sie endlich in ihren neuen und großen Sankt-Olavs-Dom einziehen. Ein Baustellenbesuch in Norwegen.

Erstellt: 17.05.2016
Aktualisiert: 17.05.2016
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Noch sieht die Kirche aus wie ein Teilchenbeschleuniger. Im Kirchenschiff ragt ein Wald von Stahlgerüsten in die Luft. Ganz vorn, am künftigen Platz des Altars, liegt nackter Beton; in wenigen Monaten soll es weißer Carrara-Marmor sein. Dahinter, in der Apsis, noch mehr Gerüste, deren oberes Ende man so gar nicht recht erblicken kann. Es dampft und zischt, und dauernd fällt irgendwo irgendetwas krachend hinunter. Noch wirkt es ziemlich unsakral in Sankt Olav, der Bischofskirche im norwegischen Trondheim. Das Gotteshaus mit angeschlossenem Gemeindezentrum und Priesterwohnungen sollen der neue Mittelpunkt katholischen Lebens in Norwegen werden.

Rund 12,5 Millionen Euro kostet der Bau. Wie der Osloer Bischof Bernt Eidsvig betont, ist kein Cent bzw. keine Krone dafür aus Rom gekommen. Dafür steckt viel Geld aus Deutschland darin: Das deutsche Bonifatiuswerk zur Förderung des katholischen Lebens in der Diaspora beteiligt sich mit 3,7 Millionen Euro.

Erst vor wenigen Monaten wurde hier, fast am Ufer der Nidelva im alten Stadtkern Trondheims, das Bauen begonnen. Und schon am 19. November steht die Weihe an. 450 Menschen finden in der Kirche Platz. Zurzeit gehen die Messbesucher noch in einen Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg. Der Umzug dorthin war nötig geworden, weil Trondheims alte katholische Kirche baufällig geworden, die neue aber noch nicht fertig gestellt war.

Eine junge Kirche, die den Glauben stärkt

Auf die große Kirche freut sich eine wachsende Gemeinde. Noch in den 70er Jahren zählte Trondheim nur wenige hundert Katholiken. Mittlerweile sind es nach Kirchenangaben rund 5.500, vor allem Zuwanderer aus Polen, den Philippinen, Eritrea, Vietnam; die Liste ließe sich beeindruckend lang fortsetzen. An gewöhnlichen Sonntagen werden in dem Bunker momentan bis zu 13 Messen in unterschiedlichen Sprachen gefeiert; manchmal müssen Gläubige sogar noch betend vor der Tür stehenbleiben. In der norwegischen Hauptstadt Oslo finden sonntags sogar zwei Messen auf Englisch parallel statt.

Beim neuen Kirchbau ist das Gemeindezentrum besonders wichtig – weil es in Norwegen nämlich nicht nur sieben, sondern sogar ein achtes Sakrament gibt: starken Filterkaffee. Die beiden Baustellen, Kirche und Gemeindezentrum, sind kaum auseinanderzuhalten; auch ideenmäßig gehen sie direkt ineinander über. Weil in Norwegen viele Katholiken sehr weit fahren müssen, um überhaupt an einer Messfeier teilnehmen zu können, sei es wichtig, ihnen auch einen Ort zur Zusammenkunft zu geben, erklärt der Architekt Jon Morten Breidablikk bei einem Baustellenbesuch. Die neue Olavskirche sei darauf ausgelegt, ihrer Gemeinde mehr als nur eine spirituelle Heimat zu bieten.

Mehr als nur ein spiritueller Raum

Ein bauliches Zuhause wird das Ensemble auch für einige norwegische Priester. Die haben das gleiche Problem wie ihre Gemeindemitglieder: Sie sind im Namen des Herrn viel unterwegs, weil die Gottesdienstorte so verstreut sind. Die Lebenshaltungskosten in Norwegen sind hoch, Mieten und Autos auch. Zudem ist das – durch die Diasporahilfe der deutschen Priester aufgebesserte – Priestergehalt schmal. Daher wird es im Obergeschoss des Gemeindezentrums einige kleine Priesterwohnungen geben. Noch befinden sie sich im Rohbau; noch sieht es aus wie in einem ganz normalen Mehrfamilienhaus. Von ihren neuen Wohnstätten werden die Bewohner einen famosen Blick auf den neuen Glockenturm der Bischofskirche haben, der in der Bauweise eines italienischen Campanile errichtet wird: freistehend. Die Glocken werden derzeit gegossen.

Und aus dem Obergeschoss kann man auch den protestantischen, einst katholischen gotischen Niodaros-Dom sehen, das weithin sichtbare Zeichen der Reformationsgeschichte des Landes. Für viel Geld mietet ihn die norwegische katholische Kirche zu besonderen Anlässen an. Ab November wird das nicht mehr nötig sein; dann hat Trondheim wieder einen eigenen, katholischen Dom. Ob der dann auch eine Kathedrale wird, also Sitz eines eigenen Bischofs? Darüber schweigt der Osloer Bischof Eidsvig lächelnd.

Von Christina Rietz (KNA)

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