Diskussion um Miniröcke
Bei der ganzen Geräuschkulisse halte ich mit dem Empfangskomitee der Pfarrei eine abendliche Fortbildung. Die 20 Personen starke Gruppe ist für den Empfang bei den großen Sonntagsmessen zuständig und kümmert sich um einen geordneten Verlauf der Liturgie. Wenn die Kirche sehr voll ist, helfen sie den Nachzüglern, noch einen Platz zu finden. Wenn die geistig behinderte Mudiwa wieder einmal aggressiv wird und die Kinder mit ihrem Stock bedroht, begleiten sie sie behutsam, aber unnachgiebig zum Ausgang. Heute Abend tauschen wir unsere Erfahrungen aus. Eine heftige Diskussion entsteht bei der Frage: Was tun, wenn eine Frau im Mini, super-eng und super-kurz, zur Kirche kommt? Da stoßen die Meinungen verschiedener Generationen und Kulturen aufeinander und als Pfarrer stehe ich wieder einmal mittendrin.
Die Vielfalt der Sprachen
Die größte Herausforderung bleiben die Sprachen. Alle möchten die Lieder in ihrer Muttersprache singen und auch das Evangelium und die Predigt in der eigenen Sprache hören. Die Kolonialsprache Portugiesisch vereint zwar alle, wird aber von der Mehrheit nicht gut oder gar nicht verstanden oder gesprochen. Schon am Anfang teilte man mir mit, dass die Frage der Sprachen in unserer Pfarrei ziemlich delikat sei. In den 1970er Jahren sei deswegen schon einmal ein nicht sehr einfühlsamer Priester, der das weitverbreitete Sena unterdrücken wollte, beinahe verprügelt worden. In der Pfarrei wird vor allem Ndau, Sena, Shwabu und Shitswa gesprochen und gesungen. Jeden Sonntag feiern wir den Gottesdienst in Ndau um 7 Uhr, in Sena um 8.30, in Portugiesisch um 10 Uhr und gleichzeitig für die kleine nigerianische Gemeinde in Englisch im Pfarrsaal. Ndau fällt mir leicht, weil es eng mit dem in Simbabwe gesprochenen Shona verwandt ist. Auf das Lernen von Sena verwende ich noch viel Zeit. Der Glaube kommt vom Hören und gehört wird das gesprochene Wort.
Lebendige Basisgemeinden
Olympio wartet schon etwas ungeduldig auf mich. In seiner Comunidade wird heute ein Familienfest gefeiert und dieses soll mit einer Messfeier beginnen. In schnellem Schritt und mit Mess-Rucksack über der Schulter machen wir uns auf den Weg zur kleinen Basisgemeinde mit dem Namen São Charles Lwanga, einer der ugandischen Märtyrer aus dem 19. Jahrhundert. Unsere große Pfarrei ist in 13 kleine Basisgemeinden (Comunidades) aufgeteilt, die erstaunlich gut organisiert sind. Sie sind wie die Lunge, durch die die Pfarrei atmet. Fragt man jemanden, woher er oder sie kommt, dann lautet die Antwort: aus der Comunidade São Francisco oder Santa Teresinha oder São Miguel oder eine der anderen Zellen der Pfarrei. Dort kennt man sich mit Namen, weiß, wo die anderen wohnen und wie es um die Familie steht. Innerhalb der Comunidades gibt es nochmals kleinere Nucleos, die nach Sprachgruppen geordnet sind. São Charles hat zum Beispiel vier Nucleos in den Sprachen Schitswa, Schwabu, Ndau und Sena.
Provisorische Zeltkirche
Schon hundert Meter vor der kleinen Kapelle begrüßt uns eine Abteilung liturgischer Tänzerinnen. Mit Gesang und Tanz begleiten sie uns zum Ort, wo alle versammelt sind. Heute ist die Kapelle zu klein und die Männer haben mit viel Geschick eine provisorische Zeltkirche hergerichtet. So haben alle genügend Platz und Luft zum Atmen. Besuche in den Comunidades sind immer eine gute Gelegenheit, das Sakrament der Beichte anzubieten. Doch es ist gewagt, weil die meisten am liebsten in ihrer eigenen Sprache beichten und der arme Beichtvater dann nur die Hälfte oder weniger versteht. Doch Buße und Absolution werden niemals verweigert.
Gruppen und Dienste
In den Comunidades gibt es viele Aufgaben und Dienste. Um die Kranken und Sterbenden der Basisgemeinde kümmert sich die Gruppe Saude e Esperança (Gesundheit und Hoffnung). Eine andere Gruppe bemüht sich um die Katechese der ganz Kleinen, die noch nicht zur Pfarrkirche gehen können. Mit Liedern, Bildern und Geschichten werden sie in den Glauben eingeführt. Für die gemeinsamen Wortgottesdienste in der Kapelle ist die Liturgiegruppe zuständig. Für Paare, die sich nach einer kirchlichen Trauung sehnen, aber nicht die Mittel für eine große Feier haben, halten wir in der Kapelle auch Hochzeiten in kleinerem Rahmen, wobei die Comunidade die anschließende Feier übernimmt.