Was die Lage der Christen in den Erstaufnahmeeinrichtungen betrifft, räumte der Erzbischof selbstkritisch ein, man sei anfangs „nicht aufmerksam genug“ gewesen. „Inzwischen sind wir es.“ Die Gläubigen würden teils von Muslimen nicht gut behandelt. „Es gibt Ausgrenzung und auch Übergriffe.“ Aber das sei nicht der Regelfall. Er selbst habe im Bamberger Rückführungszentrum viele Menschen getroffen, die christliche Kreuze trugen. „Aber nichts darf zugelassen werden.“
Einen Blick in die Herkunftsländer der Flüchtlinge warf der Vizerektor des Eichstätter Collegium Orientale, Thomas Kremer. Die Gläubigen kämpften oft an der Grenze dessen, „was sie als erträglich empfinden“, so der Geistliche, der als Archimandrit für die melkitische Kirche tätig ist. In Deutschland warten unterdessen 600.000 Asylbewerber darauf, ihren Antrag zu stellen, wie Martin Lauterbach vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) sagte. Er wünsche sich eine „realistische Debatte ohne Panik und Verklärung“.
Reinhold Then, Leiter der bibelpastoralen Arbeitsstelle der Diözese Regensburg und privater Flüchtlingshelfer, sprach von einer „Zeit der Gnade“: Mit den orientalischen Gläubigen hätten die hiesigen Katholiken die Chance, als Christen zu wachsen. Sie sollten keine Berührungsängste gegenüber Flüchtlingen haben: „Sie beißen nicht.“
Wunschkatalog zum Umgang mit christlichen Flüchtlingen in den Gemeinden
Einen Wunschkatalog stellte der Studientag auf, der bald an Erzbischof Schick übergeben wird. So sollten die Diözesen die asylsuchenden Gläubigen mit Geld, Räumlichkeiten und spiritueller Zuwendung unterstützen, damit sie ihren Ritus feiern könnten und Schritte zur Integration machten. In jedem Bistum solle es einen Flüchtlingskoordinator und besondere Beauftragte für orientalische Christen geben, leerstehende kirchliche Gebäude könnten für Wohnraum genutzt werden, in den Kathedralen sollten Angebote im byzantinischen Ritus zur Regel werden.
Auch sollen Haupt- und Ehrenamtliche interkulturell geschult werden – nicht nur Schick stellte fest, „dass es viel zu wenig Kenntnisse über christliche Flüchtlinge gibt“. Das ist auch die Erfahrung von Fadi und Wade: „Viele Deutsche kennen die syrischen Christen nicht.“ So gibt es wenig Verständnis dafür, dass sie noch immer Anhänger von Präsident Assad sind. Der 27-jährige Wade nennt ihn „Chef" und sagt: „Er geht mit uns in die Zukunft, die radikalen Muslime wollen uns in die Vergangenheit bringen.“ Wie dem auch sei, die jungen Syrer wollen zeigen: „Wir sind auch da. Und wir brauchen Hilfe.“
Von Bernd Buchner (KNA)
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