Dass das Verhältnis zwischen katholischer Kirche und Politik nicht immer ungetrübt ist, hatte Ende vergangenen Jahres eine Kontroverse zwischen Ordensoberen und Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) gezeigt. In einem offenen Brief hatten die Kirchenleute eine politische Rhetorik kritisiert, die Geflüchtete ins Zwielicht stelle, anstatt sie zuerst als Mitmenschen zu betrachten, die „unsere Solidarität“ bräuchten. Später kam es zu einem Gespräch, dass die Wogen glätten sollte.
112 Millionen Euro für die Flüchtlingshilfe
In Schöntal kam indes gar kein Beziehungssturm auf. Für Marx sind die Kirchen keine politischen Akteure, aber sie wollen, dass Lösungen gefunden werden, die den Menschen dienen, „vor allem den Schwachen“. Er präsentierte dazu Zahlen, die die katholische Kirche als wichtige Kraft des zivilgesellschaftlichen Engagements ausweisen: So gaben die 27 Bistümer und kirchlichen Hilfswerke im Vorjahr 112 Millionen Euro für Flüchtlingshilfe aus. Etwa 5.100 Hauptamtliche und 100.000 Ehrenamtliche gäben der kirchlichen Flüchtlingshilfe ein Gesicht.
Solche Gesichter konnten die Bischöfe am Nachmittag sehen: Im Kreuzgang der ehemaligen Zisterzienserabtei präsentierten sich rund ein Dutzend kirchlicher Institutionen: Etwa die Caritas mit einem Therapiezentrum für Folteropfer, der Flüchtlingsdienst der Jesuiten oder das katholische Siedlungswerk, das Bildungsarbeit in Jordanien unterstützt.