Die von den Vereinten Nationen erbetenen 8,9 Milliarden US-Dollar für Syrien und die Nachbarländer seien im vergangenen Jahr nur etwa zur Hälfte gedeckt worden, hieß es. Gerade aus den reichen Staaten fließe gemessen an ihrer Wirtschaftskraft ein spärliches Rinnsal. Katar, Saudi-Arabien, Japan und die USA blieben deutlich hinter den Erwartungen zurück. Russland, das wegen seiner engen Drähte zu Assad eine Schlüsselrolle bei der Suche nach Lösungen in dem Konflikt spielt, übernahm mit 6,9 Millionen US-Dollar gerade einmal einen Prozent des errechneten Beitrags.
Ruf nach verbindlicher Finanzierung
Da steht Deutschland mit 680 Millionen US-Dollar noch gut da. Aber das alles ist nichts verglichen mit dem, was Syriens Anrainerstaaten Jordanien und Libanon leisten. Sie stellten laut Oxfam das 60-fache ihrer wirtschaftlichen Leistungskraft zur Verfügung. Rund 100 deutsche und internationale Hilfsorganisationen erneuerten im Vorfeld der Londoner Konferenz ihren Ruf nach verbindlichen Vereinbarungen, um das Leid der Menschen in Syrien zu beenden. Jegliche Angriffe auf Zivilisten und zivile Einrichtungen wie Krankenhäuser und Schulen müssten eingestellt werden.
„Es darf nicht noch einmal passieren, dass wie im letzten Jahr in den Flüchtlingslagern die Lebensmittelrationen halbiert werden müssen und Menschen hungern und frieren, weil den Helfern das Geld ausgeht“, sagte Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) der „Rheinischen Post“ (Montag). Am Freitag hatte Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) im ARD-Morgenmagazin Milliardeninvestitionen in die Region gefordert nach dem Motto „nicht kleckern, sondern klotzen“. Andernfalls, so Müller, kämen weitere Millionen Flüchtlinge nach Europa und Deutschland, „und dann zahlen wir einen viel, viel höheren Preis“.
Um die Massenabwanderung aus Syrien und den Flüchtlingslagern zu stoppen, bräuchte es aber auch politische Lösungen. Die seien einstweilen nicht in Sicht, so die Geschäftsführerin der „Aktion Deutschland Hilft“, Manuela Roßbach. So wird die düstere Bilanz wohl fortgeschrieben: Bislang haben rund 4,6 Millionen Syrer ihre Heimat verlassen; 13,5 Millionen Menschen in Syrien benötigen dringend Nahrung, Kleidung, Unterkünfte und medizinische Versorgung. Die Lebenserwartung ist seit Ausbruch des Krieges um 13 Jahre gesunken.
In Genf will de Mistura in „Annäherungsgesprächen“ zunächst auf einen Waffenstillstand hinarbeiten. Insgesamt sind sechs Monate dafür eingeplant. Das Drama in Syrien geht in die nächste Runde.
Von Joachim Heinz (KNA)
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