Elf Monate später reist er nun wirklich ins bevölkerungsreichste spanischsprachige Land, und er beginnt sein religiöses Programm mit dem Besuch in der Basilika von Guadalupe, dem wichtigsten Marienwallfahrtsort des amerikanischen Kontinents. Das dort verehrte Marienbild hängt auch in der vatikanischen Wohnung des Papstes. Dieser hat nie einen Zweifel daran gelassen, dass er ein glühender Verehrer der Jungfrau von Guadalupe ist, die für die Inkulturation des Christentums in ganz Lateinamerika historische Bedeutung hat.
Zuvor trifft Franziskus mit Staatspräsident Enrique Pena Nieto und anderen Politikern zusammen. Am zweiten Tag fliegt der Papst nach Ecatepec, dem mit 1,7 Millionen Einwohnern bevölkerungsreichsten Vorort von Mexiko-Stadt. Dort besucht er unter anderem ein Kinderkrankenhaus.
Befreiungstheologie und Friedensbotschaft
Einen weiteren Höhepunkt setzt Franziskus am dritten Reisetag, wenn er in die Unruheprovinz Chiapas ganz im Süden Mexikos fliegt. Dort, wo die indigene Bevölkerung seit Jahrhunderten immer wieder blutige Revolten angezettelt hat, tobte auch Ende des 20. Jahrhunderts ein bewaffneter Kampf, der als „Zapatisten“-Aufstand bekannt wurde. Der befreiungstheologisch inspirierte Bischof Samuel Ruiz (1924–2011) wirkte damals als Vermittler, die indigene Bevölkerung verehrte ihn. Er trat damit in die Fußstapfen des ersten Bischofs von Chiapas, des Dominikaners Bartolome de las Casas (1484 – 1566), der als Beschützer der Indio-Bevölkerung und einer der Erfinder der modernen Menschenrechte in die Geschichte einging. An diesem historischen Ort hat der Papst Gelegenheit, sich grundsätzlich zur Befreiungstheologie zu äußern.
An den beiden letzten Tagen der Reise dürfte dann die Friedensbotschaft des Papstes für die vom Drogenkrieg am meisten betroffenen Regionen im Westen und Norden des Landes im Mittelpunkt stehen. Vor Ciudad Juarez besucht Franziskus noch die Stadt Morelia, die ebenfalls in den vergangenen Jahren mehrfach Schauplatz schrecklicher Schießereien und Gewaltorgien war. In Ciudad Juarez dürfte am letzten Tag der Reise neben dem Drogenkrieg die Migration vom armen Süden in den reichen Norden das wichtigste Thema für Franziskus sein. Am 18. Februar wird der Papst in Rom zurück erwartet.
Von Ludwig Ring-Eifel (KNA)
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