Jesuit kritisiert Debatte über Aufnahmegrenze für Flüchtlinge

Jesuit kritisiert Debatte über Aufnahmegrenze für Flüchtlinge

Flüchtlinge ‐ Die Forderung von CSU-Chef Horst Seehofer, maximal 200.000 Flüchtlinge pro Jahr aufzunehmen, hat in der Politik eine heftige Diskussion ausgelöst. Nun mahnt der ehemalige Direktor des Jesuitenflüchtlingsdienstes, P. Peter Balleis, zu mehr Besonnenheit.

Erstellt: 07.01.2016
Aktualisiert: 07.01.2016
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Der Jesuit Pater Peter Balleis hat davor gewarnt, die Diskussion über Obergrenzen für die Aufnahme von Flüchtlingen in Deutschland „populistisch“ zu führen. Es sei zwar legitim, über praktische Grenzen nachzudenken, „aber pauschal die Zahl 200.000 zu nennen, ist unseriös“, so der ehemalige Direktor des Jesuitenflüchtlingsdiensts. Der Ordensmann äußerte sich am Mittwoch beim traditionellen Epiphaniefest des Missionsärztlichen Instituts in Würzburg.

Mit seiner Kritik reagierte Balleis auf die Forderung von CSU-Chef Horst Seehofer, nicht mehr als 200.000 Flüchtlinge pro Jahr aufzunehmen. Der Jesuit lobte zudem das Engagement von Staat und Kommunen im Umgang mit Flüchtlingen. Beispielhaft sei auch der Einsatz der vielen Freiwilligen. „Es kann nicht schlecht bestellt sein um ein Land, in dem sich so viele Menschen freiwillig engagieren.“ Positiv zu vermerken sei auch, dass Deutschland Flüchtlinge im ganzen Land verteile, während andere Länder sie in Lager steckten und teils ausbeuteten.

Mehr Hilfe für traumatisierte Flüchtlinge und Helfer

Balleis forderte eine intensive psychosoziale Begleitung traumatisierter Flüchtlinge. Sie seien angewiesen auf Menschen, die ihnen zuhörten. Wichtig sei, Flüchtlinge schnell in die Gesellschaft einzubinden. Viele von ihnen könnten ihren eigenen Landsleuten dabei helfen. Psychosoziale Unterstützung brauchten aber auch die freiwilligen Helfer, denn sie würden mit oft „schwer verdaulichen“ Realitäten konfrontiert. Auch die öffentliche Diskussion über das Flüchtlingsthema sei für sie nicht immer einfach.

Verständnis äußerte der Ordensmann für die Ängste vieler Menschen. „Wir haben keine Lösungen, aber Gutes zu tun wird zu Lösungen führen“, so Balleis. Angst vor dem Islam zu schüren, sei nicht angebracht. Wenn Christen wirklich aus christlichen Prinzipien heraus handelten, dann sei ihre Identität nicht durch Muslime bedroht, sondern werde stärker. Wenn man Menschen helfe, in einer freiheitlichen Gesellschaft zu leben, habe Extremismus keine Chance.

Zugleich würdigte der Jesuit die langjährige Erfahrung des Missionsärztlichen Instituts im Umgang mit Menschen fremder Kulturen. „Mit Ihrem Engagement setzen Sie auch Standards, wie man mit Menschen aus anderen Ländern umgeht. Sie haben nach wie vor eine große Mission und die nötige Erfahrung, um das gut zu machen“.

Würzburger Bischof lobt Engagement für Flüchtlinge

Auch der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann lobte das Engagement der missionsärztlichen Klinik und des Instituts für Flüchtlinge. Hier werde Unglaubliches geleistet, sagte er bei einem Gottesdienst in der Klinikkapelle. Das Missionsärztliche Institut habe die Ärmsten der Armen im Blick.

Der Geschäftsführer des Missionsärztlichen Instituts, Michael Kuhnert, wünschte sich nach eigenen Worten von Mitarbeitern und Mitgliedern, es positiv zu sehen, „dass Menschen kommen, um die wir uns kümmern können“. Flüchtlinge seien Träger von Visionen und Zeugen der Hoffnung. Auch das Institut solle seine Visionen leben. (lek/MI)

© weltkirche.katholisch.de

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