Turkson ist Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden und in dieser Rolle auch für entwicklungspolitische Fragen zuständig. Klimasolidarität bedeute für ihn, dass die weniger entwickelten Staaten Hilfen von den reicheren Ländern erhielten, um sich an die Folgen des Klimawandels anpassen zu können. Zugleich müssten Mittel und Wege gefunden werden, um die wirtschaftliche Entwicklung der ärmeren Nationen auf umweltfreundliche Weise voranzubringen.
Misereor: 1,5-Grad-Grenze wird zunehmend anerkannt
Ebenso wie Turkson wirbt auch das katholische Entwicklungshilfswerk Misereor für ein Langfristziel von 1,5 Grad. Verschiedene Studien hätten gezeigt, dass die nationalen Klimapläne, die die Mehrheit der Staaten im Vorfeld der Klimakonferenz in Paris vorgelegt hätten, nicht einmal dem 2-Grad-Ziel gerecht würden, schreibt Misereor-Referentin Kathrin Schroeder im Blog des Hilfswerks. Aus diesem Grund müsse auf dem UN-Gipfel ein Ambitionsmechanismus ausgearbeitet werden, mit dem alle Vertragspartner ihre Ziele für Klimaschutz, Anpassung und Finanzierung weiter steigern können.
„Ein Langfristziel, das festlegt, dass die globale Erwärmung 1,5 Grad nicht überschreiten darf, sowie der Ausstieg aus fossiler Energie und der Übergang zu 100 Prozent erneuerbarer Energien bis 2050 wären die Chance, die Lebensgrundlage auf unserer Erde für Mensch und Natur vor allem in besonders verwundbaren Regionen und Ländern zu erhalten“, betont Schroeder im Misereor-Blog. Erfreulicherweise sehe es mittlerweile danach aus, dass eine große Anzahl der in Paris anwesenden Staaten und der Zivilgesellschaft die 1,5-Grad-Obergrenze akzeptiere.
Umweltministerin rechnet mit Verlängerung des Gipfels
Unterdessen rechnet Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) damit, dass der Gipfel in Paris in die Verlängerung geht. Es sei fraglich, ob bereits am Freitag ein Vertragstext verabschiedet werde, sagte die Ministerin dem Bayerischen Rundfunk. Auch die vergangenen Konferenzen hätten länger gedauert, als ursprünglich geplant.
Kirchenvertreter hatten in den vergangenen Tagen ähnlich wie Turkson für einen ambitionierten Vertrag geworben. Die Verhandlungen dürften nicht scheitern, denn „unsere Kinder und Enkel werden es uns nicht verzeihen, wenn wir ihnen eine überhitzte und lebensfeindliche Welt hinterlassen“, sagte der Rottenburg-Stuttgarter Bischof Gebhard Fürst. Am Donnerstag wollen Nichtregierungsorganisationen, darunter auch Vertreter der Kirchen, dem französischen Präsidenten Francois Hollande eine von 1,8 Millionen Menschen weltweit unterzeichnete Petition für Klimagerechtigkeit überreichen. (lek/KNA/Misereor)
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