Was die Beziehungen zu den Juden anbelangt, entwickelte sich „Nostra Aetate“ zu einer „Erfolgsgeschichte“, wie der für die Ökumene zuständige Kurienkardinal Kurt Koch betont. Und Papst Johannes Paul II. sagte 1986 bei seinem historischen Synagogen-Besuch in Rom, die Kirche habe mit dem Judentum eine Verbindung wie mit keiner anderen Religion. Der amtierende Papst Franziskus brachte es in seiner ersten Audienz für jüdische Gäste auf den Punkt: Das Christentum habe seine Ursprünge im Judentum. Daher seien „aller Hass, alle Verurteilungen und antisemitische Ausdrucksformen entschieden zu verurteilen“, betonte er. „Ein Christ kann nicht Antisemit sein aufgrund unserer gemeinsamen Wurzeln.“
Derzeit führt der Vatikan in diesem Bereich mehrere Dialoge: mit den Großrabbinaten in Jerusalem und mit dem International Catholic-Jewish Liaison Committee (ILC). Die Kontakte sind gut, die Beziehungen durch gewachsene Freundschaften so stabil und belastbar, dass sie auch Herausforderungen und Krisen überstehen. Selbst heikle Themen wie die umstrittene Karfreitagsfürbitte oder die Bewertung der Rolle von Pius XII. im Zweiten Weltkrieg lösten keinen Bruch aus.
Turbulenzen im Dialog mit Muslimen
Schwieriger sind die Beziehungen zum Islam. Nach ersten aussichtsreichen Gesprächen kam es 1976 zu einem Eklat, als der libysche Machthaber Muammar al-Gaddafi bei einem christlich-islamischen Treffen in Tripolis seine ahnungslosen vatikanischen Gäste ein polemisches Dokument auf Arabisch unterschreiben ließ. Danach kühlten die Beziehungen ab und wurden nicht zuletzt wegen der Revolution im Iran immer schwieriger.
Die Päpste versuchten wiederholt Neuanfänge. Benedikt XVI. (2005–2013) sorgte mit seinem Regensburger Vortrag 2006 zunächst für Verwirrung. Mit seinem Besuch in der Blauen Moschee von Istanbul trug er kurz darauf aber zur Entkrampfung der angespannten Beziehungen bei.
Inzwischen pflegt der Heilige Stuhl Kontakte zu allen großen Glaubensrichtungen des Islam – zu Sunniten, Schiiten, Wahabiten. Teil dieses Austauschs ist auch das katholisch-islamische Forum, das der Vatikan – ebenfalls eine Konsequenz des Regensburger Vortrags – mit dialogoffenen Muslimvertretern leitet.
Die Gespräche mit anderen Religionen finden eher im Hintergrund statt. Wie zum islamischen Fastenmonat Ramadan schickt der Vatikan jährlich auch Grüße zum Diwali-Fest der Hindus und zum buddhistischen Vesakh-Fest. Zu den großen Initiativen gehören freilich die großen interreligiösen Friedensgipfel in Assisi. Seit 1986 haben alle Päpste dazu eingeladen.
Von Johannes Schidelko (KNA)
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