Keine volle Religionsfreiheit
Auch die Lage der katholischen Kirche bleibt weiter schwierig. Von einer angeblich „vollen Religionsfreiheit“ im Land, von der Präsident Raul Castro im März 2012 in seiner Begrüßungsansprache für Benedikt XVI. vollmundig redete, ist das Land noch weit entfernt. Der Zugang zu Medien, vor allem zum Internet, und die Bewegungsfreiheit von Priestern sind immer noch eingeschränkt. Letzteres liegt oft daran, dass es an Fahrzeugen fehlt.
Auch Neubau und Renovierung von Kirchen werden vom Regime behindert. Erst im August wurde in Havanna mit dem ersten Kirchenneubau seit der kommunistischen Revolution begonnen. Die Lage der katholischen Kirche habe sich seit dem Besuch von Johannes Paul II. 1998 zwar „sehr verbessert“; es habe jedoch auch „sehr viele Rückschritte“ in den letzten Jahren gegeben, sagte der Kuba-Fachmann des katholischen Hilfswerks Adveniat, Martin Hagenmaier, dem Kölner Domradio.
Im Mai hatte Kurienkardinal Beniamino Stella im Auftrag des Papstes in einem Gespräch mit Präsident Castro in Havanna mehr Freiheiten für die katholische Kirche angemahnt. Ob Franziskus selbst das Thema dann in seinem fast einstündigen Gespräch mit Castro im Vatikan wenige Tage später auch ansprach, blieb offen.
Erwartungen an Papst Franziskus
Mit Spannung wird erwartet, wie deutlich Franziskus die Einhaltung der Menschenrechte einfordern wird. Seine Vorgänger Johannes Paul II. und auch der oft als unpolitisch geltende Benedikt XVI. sprachen die Missstände 1998 und 2012 offen an. Fest steht unterdessen jetzt schon: Persönlich mit Regimekritikern zusammentreffen wird Franziskus auf Kuba wie seine beiden Vorgänger nicht – jedenfalls nicht nach dem bislang veröffentlichten Programm.
Wie Johannes Paul II. in Polen hat Franziskus die Diktatur in Argentinien (1976–1983) am eigenen Leib erlebt – wenn auch keine kommunistische, sondern ein rechte Militärjunta. Er selbst war damals nach Einschätzung von Friedensnobelpreisträger Adolfo Perez Esquivel ein Gegner des Regimes, wenn auch nicht in der ersten Reihe der kirchlichen Kritiker.
Die Kommunistische Partei Kubas jedenfalls sieht die Beziehungen zwischen Staat und Kirche auf einem „guten Niveau“. Zuletzt habe es eine regelmäßige und systematische Kommunikation zwischen Kirche und Partei auf allen Ebenen gegeben. Darauf gelte es weiter aufzubauen, teilte die Leiterin des KP-Büros für religiöse Angelegenheiten, Caridad Diego, jüngst mit.
Von Thomas Jansen (KNA)
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