Koch: Es war eine spannende, aber organisatorisch irrsinnig anstrengende Aufgabe. Die ganze Logistik für am Ende eine Million Jugendliche. Wir wussten lange nicht, wie viele es de facto sein werden. In manchen Punkten hätten wir sicher noch einiges besser, professioneller machen können.
Frage: Ein Ziel des Kölner Weltjugendtags war es, der Säkularisierung auch im katholischen Milieu entgegenzuwirken. Ist das gelungen?
Koch: Das Treffen war ja im Grunde wie eine große Wallfahrt angelegt. Wir sind als große Gemeinschaft auf dem Weg und auf der Suche. Ich glaube, damit haben wir den Nerv der jungen Menschen getroffen. Bei einer Wallfahrt macht man sich auf den Weg, läuft einfach zusammen los und weiß nicht genau, wie es sich entwickeln wird. Ich glaube, das ist eine Mentalität, die junge Menschen heute einfach anspricht. An ihr müssen wir auch in der Glaubensverkündigung immer wieder anknüpfen.
Frage: Eine Million kamen damals nach Köln. Beim Thema Katholikentag hingegen ist der Zuspruch eher rückläufig. Macht der Papst den Hype?
Koch: Natürlich ist der Papst ein Magnet. Aber der Reiz der Weltjugendtreffen ist auch die ungeheuer bereichernde Internationalität. Im Nachgang haben Untersuchungen gezeigt, dass im Verlauf des Kölner Events von Tag zu Tag auch immer mehr Kirchenferne und Ungetaufte dazu kamen. Kirchlich engagierte Jugendliche haben die anderen einfach mitgezogen. Das ist bei solch einer Großveranstaltung natürlich leichter, da es unverbindlicher bleibt und man erst mal anonym in der Masse mitschwimmen kann.
Frage: Helfen Ihnen Ihre Weltjugendtags-Erfahrungen auch bei der Planung des 100. Katholikentags 2016 in Leipzig?
Koch: Bei aller Unterschiedlichkeit in gewisser Weise ja. Ich bin in vielen Dingen gelassener. Aber das sind natürlich zwei ganz unterschiedliche Kategorien: Den Weltjugendtag plant man nur ein Mal. Beim Katholikentag wirkt ein Team mit, das alle zwei Jahre dieses Ereignis organisiert. Aus meiner Kölner Erfahrung heraus lege ich bei den Planungen besonders viel Wert auf das geistliche Programm und die Wirkung von Zeichen und Symbolen. Sie haben beim Weltjugendtag manche Herzen mehr bewegt als alle Reden.
Von Karin Wollschläger (KNA)
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